Sonntag, November 11, 2012

Politische Manipulation in der Wikipedia (Teil 1: Konkretes)

Seit Jahren werden Wikipedia-Einträge über politische Streitthemen von einer Gruppe anonymer Akteure so manipuliert, dass sie weiterhin wie gut belegte wissenschaftliche Einträge wirken, in Wahrheit aber nur die Perspektive dieser radikalen Gruppe wiedergeben. Eine Korrektur dieser Einträge innerhalb der Wikipedia ist unter anderem deshalb nicht möglich, da einige der Täter in der Online-Enzyklopädie zu Administratoren aufgestiegen sind und Menschen, die die verzerrenden Darstellungen korrigieren möchten, sehr schnell auf unbestimmte Zeit sperren. Auch der Wikipedia-Eintrag zu meiner Person ist von diesen Manipulationen betroffen: Weil ich zu politischen Streitthemen in einer Weise berichte, die den anonymen Akteuren nicht genehm ist, werde ich in der Wikipedia so dargestellt, als ich ob ein wissenschaftlicher Scharlatan vom rechten Rand des politischen Spektrums wäre. Derartige Attacken finden nicht nur gegen mich statt, sondern seit mehreren Jahren gegen viele, die für eine andere Geschlechterpolitik eintreten, als sie der radikale Feminismus vorsieht: von einem Soziologieprofessor wie Gerhard Amendt bis zu männerpolitischen Vereinen wie MANNdat. Offenbar soll die Wikipedia als Plattform für Rufmord verwendet werden, um Kritiker des radikalen Feminismus zu verunglimpfen und andere davon abzuhalten, solche Kritik überhaupt erst zu äußern – wenn sie nicht riskieren wollen, dass ihre Wikipedia-Einträge ähnlich bearbeitet werden.

In diesem Blogbeitrag geht es mir darum zu erläutern, wie die Täter in meinem speziellen Fall vorgegangen sind, um dieses Zerrbild zu erzeugen. In dem Beitrag darunter folgen einige grundsätzlichere Anmerkungen zur Wikipedia-Problematik, die ja schon zuvor von vielen Beobachtern diagnostiziert wurde und inzwischen nur einen bizarren Höhepunkt erreicht hat.

Mit folgenden Tricks wurde der Wikipedia-Eintrag über mich (Stand vom 11. November 2012) so bearbeitet, dass das gewünschte Zerrbild erscheint:

1. Hinweise auf zentrale Texte von mir, die meine tatsächlich Verortung im linken Spektrum belegen (etwa Vergesst die Rechten und Eckpfeiler einer linken Männerpolitik) werden beständig aus dem Artikel herauszensiert. Bücher von mir, die in liberalen und konservativen Verlagen erschienen sind, werden in dem Artikel erwähnt, Bücher, die in linken Verlagen wie Westend erscheinen, nicht. Auch meine bei linken Zeitungen erscheinenden Artikel werden aus dem Wikipedia-Eintrag draußen gehalten. Ein für die Verleumder besonders ärgerlicher Zeitungsartikel, in dem die "Süddeutsche Zeitung" mein Blog als eines der besten zu Sarrazins Thesen empfahl, wurde ebenso getilgt, wie mein Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit als Blogger, über das etwa hier berichtet wird:

Es gibt eine ganze Reihe hervorragender Blogs (...). All diese Seiten setzen sich sich auf ihre Weise klug und analytisch mit dem neuen Rassismus auseinander. Die Arbeit z. B. des Autors Arne Hoffmann, der zunächst als Einzelkämpfer begonnen hatte, setzt sich inzwischen aus einem kleinen Team aus Muslimen wie Nicht-Muslimen mit der Plattform www.watchblogislamophobie.wordpress.com zusammen. Sie sezieren die rassistische Ansätze in der Gesellschaft, beginnend mit den Sätzen "man darf doch mal sagen dürfen..." bis hin zu Aussagen mancher faschistischer Menschenverachter, die die Muslime zum Abschuss frei geben möchten.

(Den genannten Watchblog gibt es inzwischen aus Gründen, die zu komplex sind, um sie hier auszuführen, leider nicht mehr. Ich habe dieses Thema deshalb in diesem Blog hier allein weitergeführt, bin allerdings mit den beteiligten Antirassisten noch immer gut vernetzt.)

2. An deren Stelle landen in dem Artikel Unterstellungen von feministischen Ideologen, wobei insbesondere zwei als "Studien" herausgegebene Kampfschriften eine Rolle spielen. Die eine ist die Magisterarbeit eines Studenten im Fach Gender-Studies, Hinrich Rosenbrock, die beispielsweise von der anerkannten Soziologin Dr. Heike Diefenbach als Pseudowissenschaft enttarnt wurde. Die andere stammt von dem Publizisten Thomas Gesterkamp und erfüllt unter anderem durch den Verzicht jeglicher Belege etlicher Behauptungen (bis hin zu wörtlichen Zitaten) selbst die Grundbedingungen wissenschaftlichen Arbeitens nicht. Insofern befindet der anerkannte Männerforscher Professor Walter Hollstein, unter anderem Gutachter des Europarates, über Gesterkamp zutreffend:

Angepriesen wird das Dokument von der Friedrich-Ebert-Stiftung als "Expertise", das heißt zu Deutsch: wissenschaftliches Gutachten. Dessen Standards scheinen dem Autor aber gänzlich fremd zu sein. Weder belegt er, wie er im Einzelnen zu seinen Daten und Ergebnissen gekommen ist, noch legt er irgendwelche Auswahlprinzipien für seine Untersuchung vor. Methodische Überlegungen hält er für überflüssig, und inhaltlich setzt er sich nicht einmal ansatzweise mit den Argumenten und Positionen der attackierten Publizisten, Wissenschaftler oder Institutionen auseinander. Stattdessen verunglimpft, denunziert und halbwahrheitet er.

Hollstein beurteilt Gesterkamps Schrift zutreffend als "gefährliche Verniedlichung des wirklichen Rechtsextremismus". Diese Verniedlichung von Rechtsextremismus findet inzwischen auch in der Wikipedia statt, indem dort Texte wie die von Thomas Gesterkamp eine Plattform erhalten.

Diese Hinweise darauf, dass die angeblichen "Studien" in Wahrheit unwissenschaftlich sind, werden konsequent aus dem Wikipedia-Artikel über mich gelöscht.

3. Die zahlreichen positiven Rezensionen zu meinen Büchern werden fast komplett aus dem Artikel herauseditiert.

4. In der Wikipedia wird die Parteilichkeit meiner Kritiker ebenfalls regelmäßig herauseditiert; statt von "Feministinnen" ist regelmäßig von "Journalisten" und "Soziologen" die Rede, als ob es sich um Analysen neutraler Beobachter handeln würde. Verunglimpfungen, die ich als Retourkutsche für meine Analysen aus dem Personenkreis erhalte, den ich kritisiere, landen in dem Wikipedia-Eintrag über mich als "wissenschaftliche Einordnung". Offenbar um zu suggerieren, dass meine Veröffentlichungen von der wissenschaftlichen Fachwelt insgesamt abgelehnt würden, wird eine Reihe von Namen genannt: Ilse Lenz, Rolf Pohl, Hinrich Rosenbrock, Thomas Gesterkamp und Andreas Kemper. Dabei verschweigt der Wikipedia-Artikel, dass es sich um einen kleinen, eng miteinander vernetzten Klüngel handelt. So ist Ilse Lenz die Lehrerin von Hinrich Rosenbrock, die seine Arbeit im Fach Genderstudien betreut hat, Rosenbrock wiederum veröffentlicht im selben Autorenkollektiv wie Andreas Kemper und Thomas Gesterkamp und agitiert mit ihm und Rolf Pohl so massiv gegen Männerrechtler, dass Professor Günter Buchholz bereits den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt sieht. Andreas Kemper wiederum arbeitet unter dem Pseudonym "schwarze feder" in der Wikipedia mit und gehört zu jenem Trupp, die bestimmte Einträge wie zum Beispiel meinen so bearbeiten, dass ein möglichst schlechtes Bild entsteht.

6. Der Artikel ist in sich selbst widersprüchlich. Wird eingangs etwa noch darauf hingewiesen, dass ich bereits in meiner Magisterarbeit zur politischen Korrektheit in Deutschland linke Positionen vertreten habe, heißt es zum Schluss – mit Bezug auf Andreas Kemper – ich versuchte mich "von meinen Anfängen zu distanzieren" und versuchte erst jetzt, mich als links darzustellen, um offizieller Ansprechpartner zu werden. Tatsächlich stelle ich bereits in der Einleitung meines 2001 erschienenen Buches "Sind Frauen bessere Menschen?" klar, "dass es sich die Männerbewegung nicht leisten kann, in irgendeiner Hinsicht konservativ oder gar reaktionär zu sein. Tatsächlich wird immer mehr Männern das eigentliche Problem klar: dass die Frauenbewegung es mit der Emanzipation nicht ernst genug meint" (S. 12). Dieselbe These habe ich seitdem kontinuierlich in zahlreichen Veröffentlichungen zur Geschlechterdebatte vertreten.

7. Es trifft zu, dass mich Axel Dammler in seinem Buch "Rosa Ritter und schwarze Prnzessinnen" in den Zusammenhang mit Rechtsextremismus bringt. Einziges Argument für seine Behauptung ist, dass ich der, so Dammler, "rechtsgerichteten Jugendzeitschrift" Junge Freiheit ein Interview gegeben habe. Nach dieser Logik wären auch Ex-Bundespräsident Roman Herzog, Charlotte Knobloch vom Zentralrat der Juden in Deutschland und zahlreiche andere unverdächtige Personen rechtsextrem, denn sie alle haben diesem Blatt, das Dammler für eine Jugendzeitschrift hält. Interviews gegeben. All diese Menschen werden ihre eigenen Gründe für diese Interviews gehabt haben. Wir Männerrechtler hingegen sind fast gezwungen, auch mit Medien des oppositionellen Lagers zusammenzuarbeiten, da linke Medien wie die "taz" eine Berichterstattung über unsere Positionen bis heute blockieren. Vor diesem Hintergrund den Eindruck zu erzeugen "Hoffmann muss rechts sein, wenn er der Jungen Freiheit statt der taz ein Interview gibt" ist Propaganda.

8. Im Vergleich zu diesen deftigen Manipulationen ist der letzte Punkt eine Petitesse: Bei dem angestrengten Bemühen der anonymen Verleumder, mich niederzuschreiben und aus den feministischen Verrissen meiner Veröffentlichungen die heftigsten Passagen auszusuchen und in den Wikipedia-Artikel einzuarbeiten, gibt es auch manchen fast schon komischen Patzer – etwa wenn eine Sabine Wierlemann meine 1996 als Buch veröffentlichte Magisterarbeit als "fragmentarisch" bezeichnet und "bemängelte, dass wichtige Bereiche der feministischen Sprachkritik ausgeklammert würden." Das Thema meiner Magisterarbeit war die Nomination von Menschen mit Migrationshintergrund, also die Mitte der neunziger Jahre intensiv diskutierte Frage, ob es z.B. herabsetzend sei, wenn man Flüchtlinge als "Asylanten" bezeichne. Insofern ist diese Arbeit nicht nur fragmentarisch, sondern sogar erschreckend fragmentarisch, weil darin auch andere wichtige Themen wie Antisemitismus, Klimawandel und Arbeitslosigkeit nicht vorkommen. Die fanatische Suche nach jeglichen Textstellen, die mich in ein schlechtes Licht rücken könnten, wird bei solchen Stellen besonders grotesk.

Natürlich ist in der Wikipedia formell untersagt, dass parteiische Texte als Belege herangezogen werden. (Das Minimum wäre, darauf hinzuweisen, dass diese "Belege" aus parteiischen Quellen stammen.)

Witzigerweise steht sogar ganz oben auf der Diskussionsseite zu meinem Artikel klipp und klar auch folgende Regel der Wikipedia: "Eventuelle strittige Angaben, die nicht durch verlässliche Belege belegt sind, müssen unverzüglich entfernt werden, insbesondere wenn es sich möglicherweise um Beleidigung oder üble Nachrede handelt."

Formell sind all diese Regeln also klar und deutlich.

Es kümmert sich nur niemand darum, dass sie durchgesetzt werden.