Donnerstag, Juni 30, 2011

Warum kann man nicht mal für Frauenfußball Reklame machen ...

... ohne auch hier bei jeder Gelegenheit in euphorische Gesänge über Frauen als die neue Gattung Übermensch anzustimmen? Typisch für die peinliche Selbstbeweihräucherung der Frauenfußballerinnen ("3. Plätze sind was für Männer") und viele unterstützende Zeitungs- und Radiobeiträge der letzten Tage ist beispielsweise ein Artikel der Zeitung "20 Minuten", den mir gerade ein Schweizer Leser zugesandt hat. Die Kurzfassung des Beitrags:

Simuliert wird kaum, gespuckt wird nicht und Rudelbildung vor der Schiedsrichterin gibts auch nicht (…) «Die Spiele sind fairer» (…) Fakt ist: «Die Spiele sind fairer, technisch hochstehend, es gibt weniger (brutale) Fouls, es wird weniger gemeckert und der Teamgedanke ist ausgeprägter» (...) Das ganze Spiel scheint irgendwie gesitteter. Fussball der Frauen hat mit dem Machosport der Männer nicht viel zu tun. (...) «Einen Ausraster wie denjenigen von Zidane beim WM-Finale 2006 wirds im Frauenfussball nie geben.» (…) Falls ein Tackling doch einmal eher die Beine als den Ball trifft, dann wird weniger lange liegen geblieben. Vielleicht sind Frauen auch einfach härter im Nehmen (...) Friedlichere Stimmung bei den Fans (...) Was man bei den Frauen auch höchst selten sieht, ist das bei Fussballern fast obligatorische Spucken. Brasiliens Star Marta würde das «niemals» machen. «Dieses Problem haben einige Männer, aber ich nicht», betont die 25-Jährige. Und auch eine andere «männliche» Unsitte lassen die Frauen sein: Das ewige Meckern beim Schiedsrichter. «Es steckt wohl noch eine ganz andere Passion im Frauenfussball», glaubt Daube. (...) Diesen Starkult, wie er bei den Männern vorgelebt wird, gibts nicht. «Der Teamgedanke ist viel wichtiger.» Womöglich wird auch darum beim Torjubel eher gemeinsam gejubelt, als dass der Torschütze sich einen «eigenen Jubel überlegt». (…) Da Frauenfussball gesitteter gespielt wird, scheint auch die Stimmung auf der Tribüne friedlicher. «Beim WM-Eröffnungsspiel in Berlin fielen mir die vielen Frauen und Familien auf. Alles war sehr friedlich», berichtet Daube, welche vor Ort war. Und ein Sicherheitsbeauftragter beim Stadion habe ihr strahlend gesagt: «So sollte es immer sein.»


Wollen wir da den Männerfußball nicht am besten gleich abschaffen und nur noch Frauen spielen lassen? Die treten bestimmt auch viel weniger den schönen Rasen kaputt.

Während ein angeblicher Vergleich des Frauenfußballs mit den Paralympics auf den Titelseiten des Boulevards skandalisiert wird, nehmen es die meisten Journalisten nicht einmal wahr, wenn ihre Lobpreisungen komplett ins Absurde umschlagen. Sicher, der Frauenfußball hat ein Problem: Trotz massiver Medienpropaganda interessiert sich kaum jemand wirklich dafür; man schaut es halt mehr aus dem Gefühl einer sozialen Verpflichtung heraus. Das macht Gender-Journalistinnen wie Simone Schmollack natürlich furchtbar traurig. Aber ob es als Gegenmittel wirklich hilft, sich mit derartig grotesken Lobeshymnen halb besoffen zu schreiben und gleichzeitig die Männer, die nun einmal leistungsstärker, kämpferischer und risikofreudiger sind, kontinuierlich in die Tonne zu treten? Gibt es hier ernsthaft die Hoffnung, dass die feministisch korrekte Fiktion irgendwann die Realität besiegt?

Eine passende Antwort auf Artikel wie den oben zitierten und das damit verbundene Aufstacheln zu Männerfeindlichkeit und Geschlechterkrieg liefert jetzt immerhin NOVO-Redakteur Matthias Heitmann: Mein Problem mit Frauenfußball. Wäre dies kein Artikel, sondern ein Kommentar in einem feministischen Diskussionsforum, hätte ihn die Blogwartinnen wegen mangelnder politischer Korrektheit garantiert schon auf hatr.org entsorgt und dort neben absurde Pöbeleien gestellt. Mit anderen Worten: Der Beitrag ist absolut lesenswert.

Wer danach immer noch Zeit hat: Das Thema wird auch im Forum von MANNdat diskutiert. "Mein Gott," schreibt dort einer treffend über die kontinuierliche weibliche Selbstüberhöhung, "wie tief müssen die Komplexe sitzen?"