Freitag, Februar 04, 2011

Warum der "neue Mann" in Wahrheit der alte ist

Was unterscheidet den gepriesenen "neuen" Mann vom geschmähten "alten"? Er betrachtet es noch immer als seine Aufgaben, Frauen bis zur Selbstverleugnung (und mitunter Selbstschädigung) zu versorgen, aber er tut das jetzt nicht mehr auf materielle, sondern auf ideologische Weise. Oder wissenschaftlicher ausgedrückt:

In der Zwischenzeit ist die archaische Eindeutigkeit dieser Dynamik aber verdeckten Erscheinungsweisen gewichen: Sie ist noch wirksam, aber nicht mehr so leicht zu erkennen. Wie sehr dieses menschheitsgeschichtlich basale Arrangement die männliche Psyche noch immer beherrscht, können wir in extremer Weise in der Selbstinstrumentalisierung von Männern für die Interessen von Frauen und besonders für die feministische Politik beobachten. Sie setzen sich für sie ein, allein geleitet von dem Wunsch, Frauen zufriedenzustellen. Dieser Wunsch ist so übermächtig, dass er unter Wissenschaftlern dazu führte, dass nicht wenige die feministische These von der alleinigen Gewalttätigkeit von Männern in Partnerschaften vorbehaltlos unterstützten, obwohl mittlerweile über 200 Studien zur partnerschaftlichen Gewalttätigkeit vorliegen, die zeigen, dass Gewalt in Partnerschaften ein symmetrisch verteiltes Verhalten ist. Man kann erkennen, dass an die Stelle der äußeren Naturbeherrschung im archaischen Modell der Arbeitsteilung die zeitgemäße Versorgung der Frauen mit ideologischem Wohlbefinden getreten ist.

Lediglich ein Wandel der Befriedigungsform hat stattgefunden: Sie unterstützen feministische Ziele, indem sie Forschung vereiteln oder deren Ergebnisse unterdrücken, die jene Frauen zufriedenstellt, deren Wohlbefinden davon abhängt, dass sie keine Verantwortung für sich selber übernehmen müssen. So können sie ihre Aggressivität verleugnen.

Profeministische Männer verkörpern eine strenge Wiederholung archaisch anmutender Arbeitsteilung, die Frauen vor den Herausforderungen des außerfamiliären Lebens befreien will. In Wirklichkeit sind diese Männer herrschsüchtig und bevormundend. Ihr Profeminismus gaukelt ihnen eine Lage vor, nach der sie sich als allmächtige Beschützer bedrohter Frauen fantasieren können, ohne es in Wirklichkeit jedoch zu sein. Sie schmeicheln sich selbst.


Diese scharfsichtige und treffende Analyse stammt – fast möchte man sagen: natürlich – von Professor Gerhard Amendt. Sie ist endet mit dem überzeugenden Fazit:

Der Feminismus verhindert die Modernisierung der Geschlechterarrangements. Er verkörpert den Holzweg, von dem abzukommen, sich für Männer wie Frauen gleichermaßen lohnt.


Wie Amendt zu dieser Schlussfolgerung gelangt – das lohnt sich schon, selbst zu lesen.