Dienstag, November 09, 2010

Politikerinnen und SPIEGEL-Online fallen über Kristina Schröder her

Das war zu erwarten: Wenn im heutigen Deutschland die herrschende Ideologie des Feminismus kritisiert wird, fallen Politik und Medien über den Kritiker ebenso her, als wenn jemand in der DDR den Sozialismus kritisiert hätte. Anscheinend benötigen etliche Deutsche wenigstens irgendeine Ideologie, hinter der sie – die Reihen fest geschlossen – her marschieren können. Ein hübsches Beispiel ist ein aktueller SPIEGEL-Online Artikel Florian Gathmanns.

Der Beitrag geht schon mal gut los, indem er die Ausfälle der Grünen-Politikerin Renate Künast gegen Kristina Schröder zitiert:

"Krude und altbacken" nennt sie die Äußerungen der CDU-Politikerin zum Thema Feminismus und unterstellt ihr einen "angewandten Spaltungsirrsinn - was ein anderes Wort für Schizophrenie ist".


Mööp. Sagte ich nicht gerade: Wie in der DDR? Menschen, deren Ansichten von der herrschenden Ideologie abweichen, als geistesgestört hinzustellen, war im Sozialismus gang und gäbe. In der politischen Auseinandersetzung einer liberalen Gesellschaft hat so etwas nichts zu suchen.

Florian Gathmann stört sich aber nicht an dieser Demagogie; er lässt sich sogar davon mitreißen und bezieht selbst Position gegen die Ministerin.

So kritisiert Schröder die Idee, dass die Frauenrolle nicht allein biologisch determiniert ist, sondern auch eine gesellschaftliche Konstruktion. Dies ist eine zentrale feministische Position, die inzwischen zum gesellschaftlichen Mainstream gehört. Schröder verteidigt außerdem Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen und wendet sich gegen Quoten. Dabei wurden diese selbst von der CSU gerade beschlossen.


Doppel-Mööp. Spiegel-Online muss die Äußerungen von Kristina Schröder falsch wiedergeben, um sie niedermachen zu können. Schröder sagte in ihrem gestrigen SPIEGEL-Interview wörtlich: "Dass das Geschlecht NICHTS mit der Biologie zu tun hat, sondern NUR von der Umwelt geschaffen wird – das hat mich schon als Schülerin nicht überzeugt." In dieser Frage hatte Schröder dann schon als Schülerin Recht und sieht sich heute durch die entsprechende Sachliteratur bestätigt. Um Schröder anzugreifen, muss Gathmann ihr unterstellen, sie wende sich gegen die Idee, "dass die Frauenrolle NICHT ALLEIN biologisch determiniert ist, SONDERN AUCH eine gesellschaftliche Konstruktion." Das tut Schröder aber keineswegs.

Und was die von der CSU beschlossene Frauenquote angeht? Hier sollte man fairerweise darauf hinweisen, dass diese Quote gerade von den alten Herren in der CSU durchgesetzt und von den jungen Frauen abgelehnt wurde. Das beisst sich sehr mit dem Versuch, Kristina Schröder in dieser Frage als altbacken und ewiggestrig hinzustellen. Das mag sie bei anderen Themen sein; in der Geschlechterdebatte erweist sie sich als richtungweisend. Vermutlich liegt es nicht zuletzt an ihrem jungen Alter, dass sie mit dem Siebziger-Jahre-Muff nichts mehr zu tun haben will.

Und zuletzt darf ein Mitglied der SED-Nachfolgepartei noch mal auf Schröder draufhauen:

Katja Kipping, Vize-Chefin der Linken, attackiert Schröder ebenfalls scharf. "Die Familienministerin kritisiert die radikale Frauenbewegung bar jeder Kenntnis", sagt die Bundestagsabgeordnete. "Dem Feminismus ging es nie um Männerhass, sondern um den Kampf gegen das Patriarchat - also um Strukturen, die Frauen benachteiligen."


Möööööp. Bar jeder Kenntnis ist hier – wenn sie nicht bewusst lügt – Katja Kipping. Ich habe in meinen Büchern Dutzende Zitate von Feministinnen zusammengestellt, die einen glühenden Hass auf Männer bestens belegen. "Männer sind Nazis durch und durch; ihr Tod ist also historisch gerechtfertigt", befand Marilyn French. Valerie Solanas erklärte in ihrem "Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer" die Mitglieder des anderen Geschlechts zu "wandelnden Fehlgeburten", die "unauffällig, schnell und schmerzlos vergast" werden sollten. Andrea Dworkin tat kund: "Terror strahlt aus vom Mann, Terror erleuchtet sein Wesen, Terror ist sein Lebenszweck" und setzte hinzu: "Ich möchte einen Mann zu einer blutigen Masse geprügelt sehen, mit einem hochhackigen Schuh in seinen Mund gerammt wie ein Apfel in dem Maul eines Schweins." Mit Bestsellern wie Gaby Hauptmanns "Nur ein toter Mann ist ein guter Mann" sickerte der feministische Faschismus in den Mainstream ein. Die EMMA präsentierte Witze wie "Was ist ein Mann in Salzsäure? Ein gelöstes Problem." Die Organisatorin eines Lesben-Festivals in den USA forderte, schwangere Lesben sollten eine Abtreibung vornehmen lassen, wenn sich in einem Test der Fötus als männlich herausstellte, und die feministische Professorin Sally Miller Gearhart vertrat öffentlich die Ansicht, dass "der Anteil der Männer ... auf ungefähr zehn Prozent der menschlichen Rasse reduziert und festgeschrieben werden" müsse.

Wie gesagt, ich könnte hier seitenweise mit derartigem Dreck weitermachen. Aber zu Kippings Behauptung, es sei dem Feminismus nie um Männerhass gegangen, genügt es, Alice Schwarzer selbst zu zitieren. Die bejubelte Valerie Solanas "Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer" als „erster Exzess des Hasses, des begründeten Hasses“. Denn: „Das ist es wohl, was den Frauen, wie allen unterdrückten und gedemütigten Gruppen, am meisten ausgetrieben worden ist: der Mut zum Hass! Was wäre eine Freiheitsbewegung ohne Hass?“

Alles Schnee von vorgestern? Von wegen. Der letzte Fall, als diese Hassbewegung ihre Kritiker mit Gewalt zum Schweigen zu bringen drohte, ist keine zwei Wochen her.

Jetzt beschließt mit Kristina Schröder einmal eine Politikerin, dieser Ideologie kritische Worte entgegenzusetzen, statt – wie früher – den Hass auf eine bestimmte Menschengruppe (Muslime) noch zu unterstützen. Und was passiert? Etliche Dummbatzen fallen über sie her, und ein SPIEGEL-Online-Redakteur verfasst einen Artikel, der an Peinlichkeit kaum zu überbieten ist. Kein Zweifel: Hier hat ein Tabubruch stattgefunden. Auf lange Sicht wird der Feminismus genausowenig darum herumkommen, sich mit den Leichen in seinem Keller auseinanderzusetzen, wie andere Ideologien zuvor.