Dienstag, August 31, 2010

FPÖ-Werbung lässt Muezzins abschießen

Der Standard berichtet:

Seit Montag ist im Internet ein Spiel verfügbar, bei dem der Spieler Muezzins von Minaretten schießen muss. Dass es sich bei www.moschee-baba.at um Wahlwerbung für die steirische FPÖ handelt, ist erst am Ende ersichtlich. (...) Der steirische FPÖ-Chef Gerhard Kurzmann erklärte gegenüber der APA - das "Spiel" sei eine Art, die Jugend auf die Probleme aufmerksam zu machen. Er habe etwas dagegen, wenn Libyens Staatschef Gaddafi fordere, Europa solle sich zum Islam bekehren, der Radikalislamismus müsse bekämpft werden.


Das ergibt Sinn: Damit wir nicht vor den bösen Invasoren "kapitulieren" müssen, lernen wir heute schon, wie man sie rechtzeitig abschießt. Und gegen einen solchen Unfug zu protestieren, wäre eine bedenkliche "Hexenjagd" und würde in fataler Weise an die Verfolgung von Andersdenkenden in der DDR erinnern.

Genetiker: Sarrazins Thesen "absurd"

Der Bonner Genetiker Markus Nöthen erklärt es noch einmal ausführlich: "Es gibt keinen Volks-IQ"

(Aber es liegt bestimmt an unserer "totalitären Gesellschaft" und "weil man bei uns seine Meinung nicht sagen darf", dass jetzt alle gegen "den armen Sarrazin" sind - und nicht einfach daran, dass er Mumpitz erzählt, um seine Hetze zu stützen.)

"Da schmeißt Sarrazin alles durcheinander"

Und unaufhörlich gibt es Neues für die Sammlung: "Sarrazin wurde noch von keinem auf Faktenebene widerlegt":

Sind Menschen bestimmter Herkunft von Natur aus dümmer? Einige Thesen von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin suggerieren so etwas. Professor Ernst P. Fischer, Naturwissenschaftler an der Uni Konstanz, hält das für "platt" und "dumm".


Das Deutschlandradio hat Fischer im Interview.

Der geschröpfte Mann

Es gibt neben Sarrazin noch ein paar andere Skandale, die vielleicht mehr Aufmerksamkeit lohnen als eine Marketing-Kampagne für ein seltsames Buch:

Thomas Müller verdient als Lehrer netto 5300 Franken (alle Zahlen gerundet). Aber Müller ist arm dran: Der Scheidungsvertrag verpflichtet ihn zu Unterhaltszahlungen von 4000 Franken an die Ex-Frau, die während der Ehe nicht erwerbstätig war, und die Kinder. Weil man mit 1300 Franken im Monat nicht leben kann, hat er seit der Scheidung vor drei Jahren Schulden in der Höhe von 40.000 Franken angehäuft. Kürzlich haben ihm die Behörden 1000 Franken von seinem Lohn gepfändet, damit er so die Schulden tilgt. So bleiben ihm 300 Franken: für Wohnen, Essen, Kleidung, Berufsauslagen – und die Wochenenden mit den Kindern. Der Fall ist grotesk, und doch sind bisher alle Versuche gescheitert, etwas zu ändern, auch vor Gericht.


Der Tagesanzeiger berichtet.

Mit herzlichem Dank an Monica Fehlmann für den Link.

International führender Klimaskeptiker: "Klimawandel muss mit 100 Millarden pro Jahr bekämpft werden"

Na, das traf euch unerwartet, was? Komisch, dass Blogs wie "Die Achse des Guten" gar nicht darüber berichtet haben; Klimaskeptiker sind doch eines ihrer liebsten Themen ... Muss wohl daran liegen, dass sie alle Hände voll damit zu tun haben, die wissenschaftlichen Widerlegungen von Sarrazins kruden Thesen zu verlinken.

Ironie beiseite: Während Deutschlands Neokonservative mit glasigen Augen nur Thilo Sarrazin anstarren und sich an seinen Äußerungen über minderwertige Muslime einen nach dem anderen runterholen, hatte der britische "Guardian" gestern einen ECHTEN Knüller als Titelschlagzeile:

The world's most high-profile climate change sceptic is to declare that global warming is "undoubtedly one of the chief concerns facing the world today" and "a challenge humanity must confront", in an apparent U-turn that will give a huge boost to the embattled environmental lobby.

Bjørn Lomborg, the self-styled "sceptical environmentalist" once compared to Adolf Hitler by the UN's climate chief, is famous for attacking climate scientists, campaigners, the media and others for exaggerating the rate of global warming and its effects on humans, and the costly waste of policies to stop the problem.

But in a new book to be published next month, Lomborg will call for tens of billions of dollars a year to be invested in tackling climate change. "Investing $100bn annually would mean that we could essentially resolve the climate change problem by the end of this century," the book concludes.


Hier geht es weiter.

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung: Sarrazins Zahlen "nicht seriös"

Es gibt immer mehr Veröffentlichungen, die die Rechtsaußen-Fraktion ignorieren muss, um weiterhin behaupten zu können, gegen Sarrazin gebe es nur wohlfeile Empörung und auf Sachebene habe ihn noch niemand widerlegt. Aktuell äußert sich Klaus Zimmermann, Chef des Deutschen Institus für Wirtschaftsforschung auf Spiegel-Online: "Ohne Migranten müssten die Deutschen mehr Steuern zahlen".

Sarrazin: "Jetzt bin ich erst mal dabei, die Auflage zu steigern“

Gestern Abend begann Thilo Sarrazins Tour durch deutsche Talkshows bei "Beckmann" – und die Sendung war durchaus entlarvend.

Özdag, Özkan, das özt doch egal: Thilo Sarrazin wirkt bei „Beckmann“ wie eine Figur von Wolfgang Menge - so richtig aufregen will und kann sich darüber keiner. Denn sein Altmann-Gemecker ist zwar xenophob, wirkt im Fernsehen aber hilflos.


Das schreibt Nils Minkmar in der Frankfurter Allgemeinen und glaubt, dass die Sarrazin-Debatte zuletzt auch etwas Gutes haben könnte:

Thilo Sarrazin könnte sich, nach dem englischen Spruch, noch als blessing in disguise erweisen, als Segen, der zunächst ganz anders wahrgenommen wird. Seine komischen Ansichten, denen er mit eigenwillig selektierten Fakten und mühsam uminterpretierten Forschungsergebnissen den Anschein von wissenschaftlicher Objektivität verleihen möchte, werden, in ganz Europa übrigens, von vielen geteilt. Sein Buch stellt diese bürgerliche Fremdenangst in extenso dar, ohne dass sich dessen Autor zum Volkstribun oder zum Chef einer rechtsextremen Partei eignen würde. Man kann hier also endlich einmal zeigen, was an diesen Aussagen zutreffend ist, was eine Fehlinterpretation und was geradewegs in die Katastrophe führt. Sarrazin könnte, entgegen seiner Absicht, die Abwehrkräfte gegen seine Art von bornierter und fantasieloser Kinderbewertung mobilisieren. Sein Buch ist ein Impfstoff. Wer es liest, schüttelt sich und weiß dann: Dies ist der falsche Weg.


Der Westen berichtet, wie sich Sarrazin bei "Beckmann" ausgerechnet von einer "genetisch minderwertigen" Soziologin mit iranischem Hintergrund Nachhilfeunterricht in Statistik geben lassen muss:

Die Politologin und Soziologin Naika Foroutan, selbst mit iranischem Migrationshintergrund, brachte in wenigen wohlgesetzten Sätzen Sarrazins wackliges Statistik-Gebilde arg ins Wanken. Etwa so: Sarrazin sagt, 40 Prozent der Migranten leben von Transferleistungen. Foroutan: Stimmt nicht, 80 Prozent haben eigene Einkünfte. Sarrazin sagt, es gebe kaum erkennbare Bildungs-Erfolge bei Migranten. Foroutan: Unsinn. Die Abiturienten-Quote bei türkischstämmigen Schülern etwa ist in den letzten rund 30 Jahren von ehemals drei auf heute 18 Prozent gestiegen. (...)

Dass am Schluss dann doch noch die Maske des vermeintlichen Aufklärers Sarrazin fiel und der wahre, reichlich profane Grund für seine Provokationen offenbart wurde, war denn auch weder dem Gastgeber, noch seinen „Lieben am Tisch“ (Beckmann) zu verdanken - sondern Sarrazin höchstselbst. Auf die Frage gegen Ende der Sendung, was er denn mit dem Honorar aus seinen Buch-Verkäufen anfangen werde, antwortete der frischgebackene Bestseller-Autor, dafür habe er „noch keine Pläne“. Und fügte freimütig hinzu: „Jetzt bin ich erst mal dabei, die Auflage zu steigern.“


Auch Michael Spreng hat den starken Eindruck, dass es Sarrazin vor allem darum geht:

Sarazzin weiss genau, wenn er anfinge, zu differenzieren, Formulierungen wie “Kopftuchmädchen produzieren” wegzulassen und keinen Untergang Deutschlands mehr zu prophezeien, verschwände er im Nichts oder im Aktenstaub der Bundesbank. Also macht er immer weiter wie ein wahnsinniger Zahnarzt: er bohrt immer tiefer, obwohl der Nerv schon lange freigelegt und er im Kiefer ankommen ist, und freut sich, wenn sich der Patient im Stuhl vor Schmerzen windet und schreit. Wer immer noch zu diesem Zahnarzt geht, ist selber schuld.


Auch die Frankfurter Rundschau analysiert Sarrazins tückische Vermarktungsmethode:
Am Wochenende hat er die Aufregung über sein Buch noch einmal weiter angefacht, indem er sich über die Gene der Juden verbreitet hat, wohl bewusst und kühl kalkulierend, dass allein die Erwähnung des Opfervolks des Holocaust im Zusammenhang dieser Debatte in Deutschland Alarmglocken schrillen lässt. Scheinheilig ist nun sein Versuch, dies zu vertuschen. Er habe sich auf wissenschaftliche Untersuchungen über gemeinsame genetische Wurzeln aller Juden bezogen, und diese Erkenntnis, „ein Faktum“, berge weder eine positive noch eine negative Wertung. Er habe das völlig unbefangen gesagt – „das war der Fehler, aber der einzige“. (...) Die Methode ist klar: Mit zugespitzten Zitaten und zweideutigen Anspielungen hat Sarrazin das Interesse an seinem Buch hochgepeitscht. Nun gibt er den seriösen, abgewogenen Autor, der nichts tut, als auf bekannte, wenn auch unangenehme und deshalb gern beschwiegene Fakten hinzuweisen. Dass ihn das in die Nähe jener Rechtspopulisten bringt, die in anderen europäischen Ländern ihr Unwesen treiben, ist das etwa seine Schuld? (...) In Sarrazins Erklärung, er fühle sich vom Recht auf freie Meinungsäußerung geschützt, steckt schon die nächste Volte, die Vorbereitung der nächsten Stufe des Erregungsprojekts. Sollte er zum Rückzug aus dem Bankvorstand gezwungen werden, stünde für ihn und die interessierte Öffentlichkeit die Rolle des Märtyrers bereit: Der Tabubrecher, dem der Mund verboten werden soll, der wegen seiner Meinung verfolgt und gedeckelt wird.

Wie sehr sich der kalkulierte Rassismus für Sarrazin lohnen dürfte, rechnet der Berliner Kurier vor:

Branchenkenner schätzen, dass Sarrazin rund 300.000 Bücher im Hardcover verkaufen könnte. In der Regel erhalten Sachbuchautoren bis zu 13 Prozent des Nettoladenpreises (22,99 Euro) – Sarrazin könnte sich also allein dadurch über rund 800.000 Euro freuen. Die Provokation hat sich gelohnt.


Wenn man gleichzeitig quer durchs Internet liest, wie viele den kühl kalkulierenden Sarrazin für das arme und unschuldige Opfer einer großangelegten Hexenjagd halten, kann einem schon speiübel werden.

Die Ostthüringer Zeitung stellt zum x-ten Mal Sarrazins Thesen auf den Prüfstand – und zum x-ten Mal bestehen sie die Prüfung nicht.

In derselben Zeitung zeigt sich Wolfgang Benz vom Zentrum für Antisemitismusforschung zuversichtlich:

Man darf weder Bücher noch Meinungen verbieten. Man muss den Populismus, der Demagogie solide vernünftige Aufklärung entgegensetzen und die Vernünftigen im Land erreichen. (...) Wenn sich das beruhigt hat, wird Sarrazin als Schreihals, Radaumacher und Bediener von Reflexen in der Mehrheitsgesellschaft entlarvt sein.

Montag, August 30, 2010

Medienschau: Sarrazin und der vorgetäuschte Tabubruch

Die Debatte geht fröhlich weiter. Einige ausgewählte Medienbeiträge:

Die SPD hat's (mal wieder) vermasselt

Plädoyer für den Tabubruch

Wenn sich Sarrazins Buch wirklich so liest, wie es Deutschlandradio Kultur vorstellt, dann gönne ich dieses sicher einmalige Erlebnis jedem seiner Leser. Euch kann aber auch jeder verarschen, ihr Dummies!

Dazu passend: Sarrazin distanziert sich von seinen eigenen Thesen

Wenn man den FAZ-Artikel über Sarrazins Pressekonferenz liest, könnte einem der alte Mann fast Leid tun: Wie der Stapellauf zum nachgeholten Schiffbruch wurde

(Er tut mir nicht wirklich Leid. Sarrazin macht einen Riesenreibbach damit, die NPD zu beglücken und die Muslime seine Unkenntnis ausbaden zu lassen.)

Und Robert Misik schließlich stellt einige zentrale Fragen dieser Debatte:

Die Thesen, die Thilo Sarrazin in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab" und in einer Fülle von Interviews seit vergangener Woche ausbreitet, sind derart haarsträubend dämlich, dass sich eine sachliche Auseinandersetzung schier verbietet. Man könnte sich also ironisch auf die Feststellung zurückziehen, dass Sarrazin, sollte Dummheit tatsächlich vererbbar sein, wenigstens kein Vorwurf zu machen ist. Will man aber substanziell etwas zu seinen bizarren Einlassungen sagen, steht man sehr schnell vor der Frage: Verleiht man den Thesen nicht den Anschein der Diskussionswürdigkeit, wenn man versucht, sie zu referieren, zu diskutieren, wenn man auf ihre Unplausibilität hinweist? (...) Wäre Sudel-Thilo Mitglied der NPD, kein Mensch würde seinen Thesen Aufmerksamkeit schenken, allerhöchstens würde man die ironische Frage stellen, wie er denn die intelligenzgenetische Ausstattung der Sauf-Skinheads beurteilt, die seinen Postulaten zujubeln.

(...) Herrn Sarrazins Thesen sind verwirrt, hochnäsig, verletzend, gespickt mit verächtlichen Formulierungen und Ausdruck bizarrer Respektlosigkeit der Eliten gegenüber den „Losern". Der Mann ist auf eine Weise eingebildet, die eigentlich schallendes Gelächter provozieren müsste. Alleine der Vorwurf an die Unterprivilegierten, sie würden faul von Staatsknete leben und überhaupt keinen Antrieb haben, sich im Wirbelwind des freien Wirtschaftslebens zu behaupten, ist zum Schreien komisch aus dem Mund eines Mannes, der sein gesamtes Leben lang in der staatlichen und staatsnahen Wirtschaft verbrachte und seine gesamte berufliche Karriere - von Ministerium bis Bahn bis Finanzsenatorenamt bis zur Bundesbank - dem Segeln auf einem Parteiticket verdankt. Skandalös sind insofern nicht so sehr seine Thesen. Viel skandalöser ist die Aufnahme, die sie erfahren. Wieso eigentlich muss so ein Machwerk, statt ignoriert zu werden, über den „Spiegel" verbreitet, in Talk-Shows popularisiert werden, wieso erfährt ein derart krauser Kopf die Ehre, auf zwei „Zeit"-Seiten interviewt zu werden?


Und damit landet der schwarze Peter verdientermaßen mal wieder bei unseren Medien.

Kansas: Man Already Knows Everything He Needs To Know About Muslims

SALINA, KS—Local man Scott Gentries told reporters Wednesday that his deliberately limited grasp of Islamic history and culture was still more than sufficient to shape his views of the entire Muslim world.

Gentries, 48, said he had absolutely no interest in exposing himself to further knowledge of Islamic civilization or putting his sweeping opinions into a broader context of any kind, and confirmed he was "perfectly happy" to make a handful of emotionally charged words the basis of his mistrust toward all members of the world's second-largest religion.

"I learned all that really matters about the Muslim faith on 9/11," Gentries said in reference to the terrorist attacks on the United States undertaken by 19 of Islam's approximately 1.6 billion practitioners. "What more do I need to know to stigmatize Muslims everywhere as inherently violent radicals?"

(...) Over the past decade, Gentries said he has taken pains to avoid personal interactions or media that might have the potential to compromise his point of view. He told reporters that the closest he had come to confronting a contrary standpoint was tuning in to the first few seconds of an interview with a moderate Muslim cleric before hastily turning off the television.

"I almost gave in and listened to that guy defend Islam with words I didn't want to hear," Gentries said. "But then I remembered how much easier it is to live in a world of black-and-white in which I can assign the label of 'other' to someone and use him as a vessel for all my fears and insecurities."

Added Gentries, "That really put things back into perspective."


Hier findet man den vollständigen Artikel über eine Geisteshaltung, die es nicht nur in Kansas gibt.

Bundesbank distanziert sich entschieden von Äußerungen Sarrazins

Die Deutsche Bundesbank hat heute nachmittag eine Stellungnahme zu Thilo Sarrazin veröffentlicht:

Der Vorstand der Deutschen Bundesbank distanziert sich entschieden von diskriminierenden Äußerungen seines Mitglieds Dr. Thilo Sarrazin. Dr. Sarrazin, ein ehemaliges Mitglied des Berliner Senats, hat sich mehrfach und nachhaltig provokant geäußert, insbesondere zu Themen der Migration. Diese Äußerungen stehen in keinem Zusammenhang mit den Aufgaben der Deutschen Bundesbank. Dr. Sarrazin gibt darin nicht die Ansichten der Deutschen Bundesbank wieder.

Aufgrund ihrer besonderen Stellung sind die Mitglieder des Vorstandes der Deutschen Bundesbank verpflichtet, bei politischer Betätigung diejenige Mäßigung und Zurückhaltung zu wahren, die sich aus ihrer Stellung gegenüber der Gesamtheit und aus der Rücksicht auf die Pflichten ihres Amtes ergeben. Diese Verpflichtung missachtet Dr. Sarrazin mit seinen Äußerungen fortlaufend und in zunehmend schwerwiegendem Maße.

Nach dem Verhaltenskodex für Vorstandsmitglieder der Deutschen Bundesbank müssen sich die Vorstandsmitglieder jederzeit in einer Weise verhalten, "die das Ansehen der Bundesbank und das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Bundesbank aufrecht erhält und fördert" (Nummer 1 Absatz 3). Der Vorstand der Bundesbank stellt fest, dass die Äußerungen von Dr. Sarrazin dem Ansehen der Bundesbank Schaden zufügen. Obwohl diese Äußerungen als persönliche Meinung deklariert sind und Dr. Sarrazin ausdrücklich nicht für die Bundesbank spricht, werden sie zunehmend der Bundesbank zugerechnet.

Die Bundesbank ist eine Institution, in der Diskriminierung keinen Platz hat. Die abwertenden Äußerungen von Dr. Sarrazin sind geeignet, den Betriebsfrieden erheblich zu beeinträchtigen, zumal zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Migrationshintergrund haben. Die Bundesbank dankt ausdrücklich allen Beschäftigten für ihren Beitrag zur Erfüllung der Aufgaben der Bundesbank und für die Loyalität, die sie der Institution erweisen.

Der Vorstand der Deutschen Bundesbank wird unverzüglich ein Gespräch mit Herrn Dr. Sarrazin führen, ihn anhören und zeitnah über die weiteren Schritte entscheiden.

Sarrazin stellt sein Buch vor: "Ich meine ja nicht den einzelnen Marokkaner, den kenne ich ja gar nicht"

Simone Rafael berichtet auf "Netz gegen Nazis" ausführlich über die Sarrazin-Show von heute Mittag:

Vor dem Haus der Bundespressekonferenz in Berlin protestieren am Montagmorgen rund 150 Gegner rechtspopulistischer Stimmungsmache. Einer hält ein Schild hoch: "Sarrazin, halt's Maul." Ist diese Wortwahl auch wenig gepflegt: Viel üble Meinungsmache wäre der Öffentlichkeit erspart geblieben, hätte sich Thilo Sarrazin daran gehalten. Zumindest hat er das Schild vielleicht auf dem Weg zur Presse-Buchvorstellung gelesen - dort möchte Sarrazin nämlich auf viele seiner strittigen Aussagen nicht mehr eingehen. Dazu, und um zu zeigen, dass er natürlich doch Recht hat, verwendet er zahlreiche rhetorische Kniffe und Gesprächsausweichstrategien, die aus Diskussionen mit Rechtspopulisten bekannt sind.


Hier geht es weiter.

Auch CSU geht auf Distanz: Sarrazin "hat einen Knall"

Der CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt findet deutliche Worte.

Presseschau: Sarrazin und sein Faible für Eugenik

Die Debatte um Sarrazins aggressives Selbstmitleid tobt noch immer. Ich habe Passagen aus einigen der besseren Kommentare zusammengestellt.

Die Süddeutsche Zeitung berichtet:

Das Buch enthält trotz der vielen Statistiken viele Fehler. Das schönste Eingeständnis steht auf den Seiten 359/360, nachdem Sarrazin langatmig erklärt hat, dass die Türken bald die Deutschen in die Minderheit gebären werden: "Es gibt keine wissenschaftlich zuverlässige Methode, Geburtenverhalten und Zuwanderung über mehrere Jahrzehnte verlässlich vorherzusagen." Ja, so ist's, so sagt es jeder Demograph in Europa. Doch genau auf diese Vorhersage hat Sarrazin die 358 vorhergehenden Seiten seines Buches gebaut. Es gibt kein Wort über die schlechten Sprachleistungen vieler Italiener der zweiten und dritten Generation - die sind ja auch keine Muslime. Kein Wort darüber, dass es in Deutschland zur Zeit mehr Aus- als Einwanderer gibt.


Auch in einem weiteren Faktencheck, diesmal der Berliner Morgenpost, sieht Sarrazin blass aus.

Frank Schirrmacher befindet in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (nicht online):

Zur Überzeugungskraft des Buches trägt nicht bei, dass sich Sarrazin großenteils auf die hoch kontroversen Arbeiten von Charles Murray und Richard Herrnstein ("The Bell Curve") stützt. Doch er verschweigt ihre Namen im Register und in den Anmerkungen; er geht vor allem nicht auf die Einwände gegen ihre Ergebnisse ein, die bis zum Vorwurf des Betrugs und der Desinformation reichen. So hat Eric Turkheimer durch eine Überprüfung der Befunde der "Bell Curve" deren Ergebnisse geradezu widerlegt: Er konnte zeigen, dass bei Zwillingen in Unterschichtenmilieus die Entwicklung der genetischen Anlagen tatsächlich von den Umwelteinflüssen abhängig war. (...) Es ist erstaunlich, in einem Kapitel über die moderne Arbeitswelt folgende Sätze zu lesen: "Jeder Hunde- und Pferdezüchter lebt davon, dass es große Unterschiede im Temperament und Begabungsprofil der Tiere gibt und dass diese Unterschiede erblich sind. Das heißt auch, dass manche Tiere schlichtweg dümmer oder wesentlich intelligenter sind als vergleichbare Tiere ihrer Rasse. Francis Galton war der Erste, der sich mit der Entwicklung und Vererbung menschlicher Intelligenz befasst hat. Er war der Vater der frühen Intelligenzforschung." Galton, so muss man hinzufügen, was Sarrazin hinzuzufügen vergisst, war vor allem der Vater der modernen Eugenik. Und auch das ist eine der Hintertüren, die Sarrazin sich offenlässt: ein Buch, das faktisch für eine eugenische Demographie plädiert, hätte den Begriff verhandeln und im Sachregister aufnehmen müssen, statt ihn verschämt als Adjektiv im Strom der Gedanken untergehen zu lassen. (...) (S)eine Antwort ist so radikal, dass sie vor muslimischen Milieus nicht haltmachen wird. Sie betrifft alle, das sollten seine Anhänger wissen.


Mit anderen Worten: Denkt man Sarrazins Thesen zuende, müsste man nicht nur die Fortpflanzung der "genetisch minderwertigen" Muslime und der offenbar ebenso "genetisch minderwertigen" Unterschicht unterbinden, früher oder später sind dann auch wieder Behinderte an der Reihe – und wenn man konsequent ist, auch all die intellektuellen Vollversager, die die Kommentarspalten von Blogs wie "Politically Incorrect" zumüllen. Ob Sarrazins Fans klar ist, dass sie jemandem applaudieren, der es für keine gute Idee zu halten scheint, wenn sich solche Leute fortpflanzen?

Auch Georg Thanscheidt, Vize-Chef der Münchner Abendzeitung, befindet, Sarrazin müsse sich den Vorwurf gefallen lassen, dass er ein Rassist sei, so wie er in seinem Buch zuwerke gehe:

Da wird wohlwollend der britische Forscher Francis Galton zitiert. Der Zeitgenosse Mendels war nicht nur der „Vater der frühen Intelligenzforschung“, wie Sarrazin schreibt, sondern auch einer der Väter der Eugenik, die nach Wegen suchte, die „eigene Rasse zu verbessern“. Eine These des Briten: Die „natürlichen Eigenschaften des Negers“ seien – auch wenn er in den USA geboren ist – die gleichen wie „seines entfernten Vetters in Afrika“. An vielen Stellen seines Werkes tun sich ähnliche Abgründe auf.


Bei der "jungen welt" reibt sich Knut Mellenthin an Sarrazins Faible für Eugenik:

Ebenso wie Sarrazin hatte es Hitlers Innenminister neben der abnehmenden Geburtenzahl auch »die Güte und Beschaffenheit unserer deutschen Bevölkerung« angetan. Die sah er allerdings anders als Sarrazin nicht durch Migranten – die es damals noch nicht in nennenswerter Zahl gab – und angeblich genetisch »minderintelligente« Unterschichtsangehörige gefährdet, sondern durch »Erbkranke« und »Schwachsinnige«. Wie man sich später die sogenannten Ballast-Existenzen– ein Begriff, der durchaus auch bei Sarrazin stehen könnte, wenn er nicht historisch allzu belastet wäre – vom Halse schaffte, ist bekannt.


Aber Sarrazins Eugenik-Ideen erschrecken nicht nur auf moralischer Ebene, sie dürften auch kaum zum Ziel führen. So hält der Berliner Tagesspiegel unter der Überschrift "Kann man Intelligenz züchten?" fest:

Der Vorschlag Thilo Sarrazins, mit einer hohen Prämie junge Akademikerinnen zum Kinderkriegen zu überreden, zielt in diese Richtung. Sarrazin hofft, mit dieser Maßnahme den IQ der Bevölkerung zu heben. „Der Effekt ist viel zu gering“, sagt dagegen der Genetiker Ropers. So gering, dass man vermutlich Jahrhunderte brauchen würde, um überhaupt eine gewisse Wirkung zu beobachten. Wer die Intelligenz der Bevölkerung steigern will, kann mit Investitionen in die Bildung also deutlich mehr erreichen. Singapur verfolgte seit 1984 eine ähnliche eugenische Politik wie von Sarrazin gefordert, hat sie aber wieder aufgegeben. Jetzt fördert man die Fruchtbarkeit ganz allgemein, ohne Ansehen des Schulabschlusses.


Und schließlich nennt Daniel Bax in der Berliner tageszeitung die zentralen Probleme, zu denen uns diese Debatte führt:

Der Fall Sarrazin wirft aber zugleich schwierige Fragen auf: Was tun, wenn 65 Jahre nach dem Verbot von "Mein Kampf" erstmals wieder ein rassentheoretisches Traktat in Deutschland zum Bestseller avanciert? Was tun, wenn man wie die SPD den Zeitpunkt verpasst hat, Sarrazin rechtzeitig aus der Partei auszuschließen? Und was tun, wenn ein Vorstand der Bundesbank praktisch unkündbar ist, obwohl er deren Ansehen in der Welt gründlich schadet?


Das Problem in Deutschland ist mal wieder nicht ein einzelner Freak - sondern die vielen anderen Freaks, die ihm zujubeln. Das befindet in einer ausführlichen Medienkritik auch das Blog "Nachdenkseiten": Biedermänner und ein Brandstifter.

Samstag, August 28, 2010

Roland Koch (CDU): Sarrazins Äußerungen "unerträglich"

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) griff Sarrazin wegen dessen jüngster Äußerungen scharf an. Koch sagte am Samstagnachmittag der Zeitung „Bild am Sonntag“: „Die Äußerungen Sarrazins sind unerträglich. Damit stellt er sich völlig ins Abseits. Er spricht in diesen Tagen durchaus vorhandene Probleme an, denen die Gesellschaft nicht ausweichen darf. Ihm selbst geht es aber offenbar nur noch um Verbalradikalismus und Tabubrüche.“


Alle Achtung: So weit nach rechts zu hüpfen, dass man sogar von Roland Koch abgewatscht wird, muss einer auch erst mal schaffen.

Sarrazins nächstes Buch bereits in Planung

Vermutlich zur Verkaufsförderung werden die ersten Passagen bereits jetzt bekannt gemacht.

Die "Tagesschau" überprüft: Was ist dran an Sarrazins Thesen?

Ein weiterer Faktencheck. Auch dieses Ergebnis ist nicht überraschend. Und auch diesmal werden es die Sarrazin-Groupies vom rechten Rand ignorieren.

Auf welche dubiose Weise Sarrazin überhaupt zu seinen Behauptungen gelangt, hat er selbst einmal in unverblümter Offenheit verraten: Er erfindet sie und wartet dann ab, dass andere sie widerlegen. Diese Widerlegung wurde in den vergangenen Tagen unter anderem von "Tagesschau" und "Zeit" geleistet. In der Woche, die diese Widerlegung gebraucht hat, weil Sarrazins Buch erst am 30. August erscheint und viele Medien eine Sperrfrist hatten, es vorher zu besprechen, stürmte das Machwerk auf Platz Eins der Amazon-Charts. So macht man heutzutage (Verkaufs-)Politik. Genügend Dumme, die darauf reinfallen, findet man immer. Hauptsache, auch dem letzten deutschen Vollzeitversager wird darin versichert, dass er intellektuell, kulturell und so weiter doch zur Herrenrasse gehört.

Kein Kopftuchmädchen

Dieser Tage schreibt die Zahnmedizinstudentin ihr Physikum. „Was, wenn ich eine schlechte Note erhalte und alle enttäusche?“ Sie fürchtet, als Vorbild zu scheitern. Manchmal ist ihr auch bange, wenn sie morgens ihr Handy einschaltet. „Selten so gelacht. Ich habe doch immer gewusst, dass ihr Türken-Kanaken ein Volk von überwiegend unverbesserlichen Idioten seid. (…) Der überwiegende Teil der deutschen Bevölkerung kann euch so gut leiden wie eine schlimme Krankheit …“, schreibt einer. Seit der Klage gegen Sarrazin erhält Selcuk täglich solche Botschaften. Die einen sind drohend, andere etwas freundlicher geschrieben, aber immer mit der einen Aussage: Verschwinde!

Aylin Selcuk gibt sich tapfer, aber ihre Enttäuschung kann sie nicht verbergen. Sarrazin habe den Rassismus salonfähig gemacht. Allein deshalb müsse das Thema an die Öffentlichkeit. Ob sie mit ihrer Klage Erfolg haben wird, ist ungewiss. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt ermittelt noch. Einige der Mitkläger wollen bis vor den europäischen Gerichtshof ziehen.


Die Frankfurter Rundschau porträtiert die Zahnmedizinstudentin Aylin Selcuk – eine von zahllosen Muslimen, die bei den Sarrazins, Broders und Herres nicht vorkommen.

Freitag, August 27, 2010

Sarrazin schrammt knapp an der Lüge vorbei

Das Problem an Sarrazin und seinen Brüdern im Geiste ist nicht, dass sie sich der Politischen Korrektheit und dem "Gutmenschentum" entziehen. Das Problem ist, dass sie sich so weit von den Fakten entfernen. Die Zeit erklärt, inwiefern Sarrazins Behauptungen keiner näheren Überprüfung standhalten.

Aber ich schätze, die rechten Brüder werden um solche Artikel weiter einen großen Bogen machen, damit sie ihr Selbstbild des tapferen Tabubrechers weiter aufrechterhalten können. Genau das macht aber auch klar, wie wenig ihnen an einer Sachdebatte gelegen ist. Hinter all dem Polarisieren und Polemisieren verbirgt sich nicht mehr als heiße Luft. Im Endeffekt heißt das aber auch: Solche Leute werden Bestseller landen, weil es in Deutschland offenbar tatsächlich mehr Doofe als Intelligente gibt. Aber aufgrund ihrer mangelnden Sachkenntnis (und nicht etwa aufgrund einer bösartigen Gleichschaltung der Medien) dürften sie sich kaum politisch durchsetzen können.

Gleichzeitig glaube ich aber auch, dass es sich hier viele der Nicht-Rechtsextremen unnötig schwer machen, indem sie auf Sarrazins Auswürfe vorwiegend mit Empörung reagieren. Wenn etwa Angela Merkel, die die rechtskonservative Front nicht so einfach hätte ignorieren können, in ihrem Statement zu Sarrazins Äußerungen Punkt für Punkt erklärt hatte, was daran nachweisbar falsch ist, statt sie vor allem pfui und "verletzend" und "bei der Integration nicht hilfreich" zu finden, hätte sie aus Sarrazins Ballon tatsächlich die Luft lassen können. Andererseits wollte sie Sarrazins Gefasel dadurch womöglich nicht aufwerten - bevor eine ausführliche Widerlegung noch als Angebot einer Diskussion ausgerechnet auf der Grundlage von Sarrazins Polemik missverstanden wird.

Bernhard Bueb: Zivildienst bitte weiter nur für Männer – denn Frauen sind die besseren Menschen

Eine Kategorisierung der Geschlechter nach schlecht (männlich) und gut (weiblich) ist längst nicht nur radikalfeministischer Sexismus, sondern Mainstream geworden. Ausstellungsstück des Tages ist der bekannte Pädagoge Bernhard Bueb, der truebes Zeug wie dieses von sich gibt:

"Nach meiner Erfahrung mangelt es vielen männlichen Jugendlichen an einem natürlichen Zugang zu hilfsbedürftigen Menschen." Durch einen Pflichtdienst könnten sie lernen, dass Helfen Freude machen kann. Für Frauen ist ein solches Jahr nach Ansicht Buebs nicht unbedingt notwendig. Sie seien von Natur aus hilfsbereit und leisteten in ihrem Leben viel mehr soziale Hilfdienste, allein wenn sie Mütter würden. Zudem würden meistens die Frauen für Eltern oder Verwandte in Not da sein. "Bei ihnen ist das erzieherische Moment nicht so notwendig wie bei Männern", erklärte Bueb.

Mittwoch, August 25, 2010

"Feindbild Vater"

Weil die Mutter es nicht will, sieht Timo seinen Vater viele Jahre lang nicht. Sie redet ihm ein, dass dieser Mann ein Schuft ist, und er glaubt ihr. Erst mit achtzehn sieht Timo ihn wieder. Und fällt aus allen Wolken: Die Mutter hat ihn angelogen.


Eine Gesichte, stellvertretend für tausende. Nachzulesen in der
Frankfurter Allgemeinen. Könnte einen aber auf den Gedanken kommen lassen, dass Frauen doch nicht grundsätzlich die besseren Menschen sind, weshalb sie die üblichen Verdächtigen bestimmt bald als "voll frauenfeindlich" und "antifeministische Hetze" anprangern werden.

NPD-Blog: "Wird Sarrazin der deutsche Wilders?"

Warum sollten Bürger bei anstehenden Landtagswahlen im Osten nicht ihr Kreuz bei einer rassistischen Partei wie der NPD machen, wenn solche Positionen in Massenmedien als ernsthafter Beitrag zur politischen Debatte dargestellt werden? Dies zu vermitteln, erscheint unmöglich. Schlimmer aber ist: Das politische Klima wird vergiftet, einfache Antworten auf komplexe Fragen werden als Allheilmittel gepriesen. Und Migranten gedemütigt.


Das NPD-Blog kommentiert die aktuelle Debatte um Sarrazins Provokationen.

Wobei ich beim besten Willen nicht verstehe, warum sich heute jeder über Sarrazins Buch aufregt, während Broders "Hurra, wir kapitulieren" vor wenigen Jahren noch in die Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung aufgenommen wurde. Das war eine klare Einladung für weitere Bücher dieser Art. Und jetzt wird man – welche Überraschung – die einmal gerufenen Geister nicht mehr los. In ein paar Jahren haben wir dann womöglich das erste Buch eines NPD-Vorsitzenden an der Spitze der Amazon-Charts. Ob dieses dann auch reißerische Vorabveröffentlichungen bei SPIEGEL und BILD erhalten wird? Denkt man die aktuelle Tendenz zuende, müsste man das wirklich annehmen.

Dienstag, August 24, 2010

Debatte um Moschee am Ground Zero: Ron Paul kritisiert Rechte und Linke

Eigentümlich Frei berichtet.

"Thilo Sarrazin – ein mutiger Tabubrecher"

Der Jubel ist groß über die aktuelle Nummer Eins in der Amazon-Bestsellerliste:

“Wie eingangs erwähnt, man mag von Sarrazin halten, was man will, aber er ist derzeit der einzige System-Vertreter, der, warum auch immer, den Schneid hat, unbequeme und ungeschminkte Wahrheiten aufzubieten – und das nicht nur als Einstagsfliege wie so viele andere vor ihm.

Es wird Zeit, sich des Themas der Masseneinwanderung, des damit im Zusammenhang stehenden Problems des Kollabierens des Sozialsystems und mit dem drohenden Tod unseres Volkes auseinanderzusetzen. Vor Kurzem wurden all jene, die vom drohenden Volkstod sprachen, noch als Verschwörungstheoretiker und Stammtischpropheten herabgewürdigt.

Mittlerweile sieht sich selbst die „Bild“-Zeitung genötigt, über diese katastrophale Problematik zu berichten.

Die NPD hat dieses Problem schon lange erkannt und ebenso begriffen, daß die BRD der wesentlichsten Aufgabe, die nach unserem Dafürhalten ein Staat zu erfüllen hat, nicht gewachsen ist, nämlich unser Volk zu erhalten. Mit der BRD wird es das deutsche Volk bald schon nicht mehr geben.

Es ist Zeit, dafür zu sorgen, daß sich Sarrazins Buchtitel „Deutschland schafft sich ab.“, sprich der Volkstod, nicht schon bald als bittere Realität erweist.”


Den Link auf die Originalquelle dieses Textauszugs kann ich hier leider nicht setzen, ohne dass eine Type wie Thomas Gesterkamp morgen in der "taz" schreibt, ich würde in meinen Blogs gerne auf rechtsradikale Websites verlinken, woraufhin sich die ganze feministische Bande von der Friedrich-Ebert- bis zur Heinrich-Böll-Stiftung darauf stürzt wie die Aasgeier in der Hoffnung, der Männerbewegung durch solche Formulierungen endlich etwas anhängen zu können. Jörg Lau bleibt von solch widerwärtigem Gelichter glücklicherweise verschont und kann sich den Link auf den Freudentaumel bei der NPD daher leisten.

Vermutlich hätte die radikale Rechte in Deutschlands viel weniger Grund zum Feiern, wenn ein Großteil der Linken nicht komplett durchgeknallt wäre.

Thilo Sarrazin ist übrigens immer noch Mitglied der SPD. Gegen Sprücheklopfer von rechtsaußen scheint man dort nichts zu haben - solange nur der heilige Feminismus nicht kritisiert wird. Da ist die Friedrich-Ebert-Stiftung vor.

USA: Islam ist die neue Schreckgestalt in Zeiten der Unsicherheit

Die USA haben der Islamophobie länger Widerstand geleistet als viele Länder Europas, dafür scheint es sie jetzt um so schwerer zu erwischen. Tony Karon zieht in The National einen Vergleich zum Antisemitismus nach der Wirtschaftskrise der frühen dreißiger Jahre – Grundlage ist ein Hass auf Muslime, dem bereits zahlreiche Moscheen zum Opfer fielen und die auch vor Präsident Barack Obama nicht Halt macht:

‘President Obama is a committed Christian, and his faith is an important part of his daily life,” read a statement by the White House last Thursday. He prays every day and receives a daily devotional that he uses each morning, the statement added.

That a statement affirming the president’s faith was deemed politically necessary in a country founded on the separation of church and state is testimony to the extraordinary times in which Barack Obama has come to occupy the Oval Office.

The statement was prompted by last week’s release of a survey by the Pew Research Center that revealed that almost one in five Americans (18 per cent) believe that President Obama is a Muslim. Only 34 per cent correctly identified him as a Christian, and 43 per cent expressed confusion over his religious identity.

Notably, the Pew survey was conducted before the surge of Islamophobic hysteria over plans to build an Islamic centre a few blocks away from the World Trade Center.

The opposition to Park51 is mostly based on ignorance fueled by cynical politicians – Republican presidential hopefuls Sarah Palin and Newt Gingrich foremost among them. Opinion polls show a strong majority of Americans opposed to “a mosque at Ground Zero”, even though the mosque is in no sense at the World Trade Center site, and it’s hard to seriously describe as “hallowed ground” a precinct whose current occupants include a strip club, a sex shop, beauty parlours and endless fast food outlets.

Nevermind that there’s a mosque right inside the Pentagon, also attacked on September 11, or that there were plenty of Muslim victims in those attacks. No, the narrative of the Gingriches and Palins holds that this Islamic centre is a triumphal monument to the hijackers, and must be stopped.

(...) And in a media culture as frenetic as it is fractured, facts are increasingly unable to get in the way of a good argument. But it’s not simply religious confusion that has so many believing Mr Obama is a Muslim. In the narrative of recent American nationalism, “Muslim” often serves as a signifier for a new alien peril out to destroy America. In other words, “Islam” in fearful nationalist minds has replaced communism as the national bogey.

Daniel Luban, a writer on Middle East affairs, has noted that the new Islamophobia, which has intensified since Obama’s election, has much in common with old-fashioned American anti-Semitism. “Once again, jingoistic politicians and commentators posit a religious conspiracy breeding within western society, pledging allegiance to an alien power, conspiring with allies at the highest levels of government to overturn the existing order.”

(...) The furore over Park51 is but the most visible instance of a nasty wave of Islamophobia. In the past few years, dozens of mosques have been vandalised or attacked by arsonists, and opposition to the construction of new mosques has become commonplace at town hall meetings. By declaring the Manhattan mosque a campaign issue in November’s election, Republican strategists appear to have identified Islamophobia as their new Southern Strategy.

(...) As Germany in the 1930s showed, people watching their whole way of life crumble amid social and economic crises can be more vulnerable to demagogues blaming their plight on “outside” forces.


Inwiefern Propagandisten aus dem rechten Flügel der Republikaner für diese Entwicklung verantwortlich sind, analysiert darüber hinaus das Blog Media Matters for America.

Montag, August 23, 2010

Israelische Aktivisten wollen Wikipedia umschreiben

Die Hasbara schreitet voran. Wo früher nur diverse Blogs und Zeitschriften wie "konkret" versucht haben, die Propaganda der rechtsradikalen israelischen Regierung als Wirklichkeit zu verkaufen, ist jetzt die Wikipedia das Ziel:

Ist Jerusalem die Hauptstadt Israels? Sind das Westjordanland und die Golanhöhen Teil des jüdischen Staates? Und was geschah eigentlich wirklich bei der Erstürmung der Gaza-Hilfsflotille "Mavi Marmara"? Auf diese und weitere Fragen wollen zwei rechtsgerichtete israelische Organisationen nun ihre Antworten geben - auf Wikipedia, der Internet-Enzyklopädie.

Die Siedlerorganisation "Jescha Council" (Akronym für Judäa, Samaria und Gaza) und die ultrakonservative Gruppe "Israel scheli" (zu deutsch: "Mein Israel") haben diese Woche in Jerusalem die Initiative "Zionistisches Schreiben" ins Leben gerufen. Den Teilnehmern des Workshops soll erklärt werden, wie man Eintragungen auf Wikipedia effektiv umschreibt.


Spiegel-Online berichtet.

Mittwoch, August 18, 2010

Jeder zweite Trennungsvater wird Opfer häuslicher Gewalt

Hier erfährt man mehr.

"Prinzessinnenkultur" lässt eine ganze Generation von Mädchen narzisstisch werden

Der Ottawa Citizen liefert den neuesten Artikel über eine Entwicklung, über die ich schon mehrfach berichtet habe.

Neue Studie: Hausmänner betrügen ihre Frauen fünfmal häufiger

Der "neue Mann" gilt in Politik und Medien derzeit fast schon als Rollenvorbild Nummer eins. Die Ergebnisse einer aktuellen britischen Untersuchung dürften da etwas Sand ins Getriebe streuen:

Well-paid wives beware - men who are financially dependent on their other halves are more likely to be unfaithful, research shows. And the greater the earning gap, the more likely the man is to cheat, the study suggests. It found that house husbands whose wives work all day were five times more likely to have an affair than those who contribute an equal amount of money to the partnership. (...) With recent British research revealing that nearly at third of women are earning more than their men, the finding could raise suspicion in millions of homes.

(...) The key to keeping a man faithful, it seems, is for him to earn a third more than his wife. But men who want to keep their wife on the straight and narrow should keep her on a tight budget, the American Sociological Society's annual conference heard. The survey found that those who were financially dependent on their husbands or boyfriends were less likely to cheat than those who earned as much or more. Those women who relied on their partner for every penny were 75 per cent less likely to be unfaithful than those who contributed most or all of the household income.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Häusliche Gewalt in Spanien: Härtere Strafen für Männer verfassungsgemäß

Dass Männer für die unterschiedlichsten Delikte deutlich schwerer bestraft werden als Frauen ist seit langem ein Thema der Männerrechtsbewegung, ob in Deutschland, den USA – oder aktuell in Spanien. Dort können Männer für häusliche Gewalt mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden, Frauen hingegen für nur drei Jahre. Grundlage dafür ist die zwar längst widerlegte, aber offenbar in den Köpfen der Richter festgezurrten Auffassung, dass Gewalt durch Männer größeren Schaden anrichte. Wer angesichts solcher Entwicklungen immer noch glaubt, Feminismus sei _gegen_ den Sexismus in unserer Gesellschaft gerichtet, dem ist nicht mehr zu helfen.

Montag, August 16, 2010

Astrid von Friesen fordert gleiches Recht für Männer

Die Medien feierten das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Sorgerecht, als ob damit die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in dieser Hinsicht erreicht wäre. So weit sind wir noch lange nicht, erklärt die Paar- und Traumatherapeutin Astrid von Friesen:

Bisher durften ledige Mütter das gemeinsame Sorgerecht mit den Vätern durch eigenmächtige, selbstherrliche Entscheidungen bestimmen. Hier wurde das Recht auf Selbstbestimmung der Frau über die fundamentalen Rechte der Kinder und der Väter gestellt. Dem hat nun das Bundesverfassungsgericht einen Riegel vorgeschoben. Unter anderem beeinflusst durch eine 2006 entstandene Untersuchung des Justizministeriums, wobei sich folgende Motive herausstellten: Erstens, Frauen möchten die Alleinsorge, um "alleine entscheiden zu können" und zweitens, um "nichts mehr mit dem Vater zu tun haben zu müssen". Also zwei egozentrische Argumente, die absolut nichts mit dem Kindeswohl zu tun haben. Und die die UN-Kinderrechtskonvention schwer missachten, wonach ein Kind ein verbürgtes Menschenrecht auf alle Elternteile und alle Großeltern hat.

So ist der Vorstoß des Bundesverfassungsgerichtes zu begrüßen, dass beide Eltern das Sorgerecht bekommen sollen, wenn ledige Väter dieses beantragen. Wenn Väter zudem noch unproblematischen Kontakt zu ihrem Kind pflegen, es sehen und mit aufziehen, verweigern sie sehr selten die Alimente, wie eine Studie des Bremer Professors Gerhard Amendt herausfand.

Doch kann es nicht angehen, dass nur die Mütter ein Vetorecht gegen die gemeinsame Sorge bekommen. Warum eigentlich nicht die Väter? Wo ist hier der Gleichheitsgrundsatz?

Untersuchungen in der westlichen Welt zeigen etwa, dass häusliche Gewalt zu 50 Prozent von Frauen ausgeübt wird, dass auch Frauen Kinder schlagen und malträtieren, sie missbrauchen und schädigen. Warum darf ein Vater dagegen kein Veto einreichen? Frauen sind nicht seltener als Männer süchtig oder psychotisch, neurotisch oder beziehungsunfähig. Das wissen wir von all den Menschen, die von Müttern aufgezogen und auch von ihnen negativ geprägt wurden.

Wir Frauen haben dafür gekämpft, gleichberechtigt zu sein. Warum wollen wir "gleicher" behandelt werden, wir sind keineswegs per se die besseren Menschen?


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Sonntag, August 15, 2010

"Selbstbewusste Frauen sollten die Männerrechtsbewegung unterstützen"

Der zweite Teil des MANNdat-Interviews mit der Gleichstellungsbeauftragten Monika Dittmer steht online.

Samstag, August 14, 2010

In Deutschland aufgewachsene Türken zieht es nach Istanbul

Die Stadt am Bosporus wird zunehmend zum Auswanderungsziel in Deutschland aufgewachsener Türken. Die umworbene Einwandererelite flüchtet vor mangelnder Anerkennung und alltäglichem Rassismus.


Die Badische Zeitung berichtet.

Vor ein paar Wochen berichtete auch die Deutsche Welle über diese Entwicklung und gelangte zu dem Fazit:

In Zeiten der Globalisierung läuft Deutschland angesichts der steigenden Zahl von hoch qualifizierten Rückkehrern augenscheinlich Gefahr, die Intelligenz seiner Migranten zu verschleudern. Zum Nachteil aller, und nicht nur unter volkswirtschaftlichem Blickwinkel.


via

Donnerstag, August 12, 2010

"Bitte ein 08/15-Sexualleben, der Herr"

Bettina Winsemann stört sich auf Telepolis an den bösartigen Unterstellungen gegenüber Jörg Kachelmann:

Ewig Gestrige wie Alice Schwarzer beispielsweise nutzen die Gunst der Stunde, um ihre eigenen Ansichten mal wieder als das Maß aller Dinge im Bereich Sexualität und Partnerschaft anzusehen und Andersdenkende/-praktizierende zu geißeln. In ihrer üblichen Manier greift sie Kachelmann an und unterstellt ihm mehr oder minder subtil, zu dumm zu sein, um zwischen S/M-Praktiken und Vergewaltigung unterscheiden zu können. (...) Süffisant bringt Frau Schwarzer dabei gleich auch den Seitenhieb an, dass auch nette Männer vergewaltigen – als wolle sie sagen: "Ach, Herr Kachelmann, Sie sind halt ein Perversling und sind wohl zu blöd zu merken, wenn Sie eine Frau verletzen, egal ob Sie nett sind", was sie dann auch noch alles im Zusammenhang mit den Sexualpraktiken des Herrn Kachelmann sieht.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

MANNdat: "Rot-Grün in alten Rollenstereotypen verhaftet"

Die geschlechterpolitische Initiative MANNdat ist unzufrieden mit dem Mangel an Jungenpolitik der neuen Regierungskoalition in Nordrhein-Westfalen:

Rot-Grün und Jungenförderung passen einfach nicht zusammen. Dies bestätigt der Koalitionsvertrag der neuen rot-grünen Regierung in NRW.

Während dem Thema „Frauen und Mädchen“ ausreichend Raum in Koalitionsvertrag der neuen rot-grünen NRW-Regierung eingeräumt wird, bleiben Jungen wieder einmal außen vor.

Dabei werden nicht nur die zunehmenden Bildungsprobleme der Jungen, wie sie im nationalen Bildungsbericht wieder bestätigt wurden, erneut ignoriert. Auch Themen wie z.B. Gewalt gegen Jungen bleiben weiterhin tabu. Auf dem Plan der rot-grünen Regierung stehen spezielle Gewaltschutzeinrichtungen lediglich für Mädchen, sog. „Mädchenhäuser“. Der bewusste Ausschluss von Gewalt betroffener Jungen aus den neuen Hilfseinrichtungen ist eine Brüskierung derjenigen, die erwartet hatten, die Diskussion über die Misshandlungen von Jungen in kirchlichen Einrichtungen habe endlich zu einer Enttabuisierung von Gewalt gegen Jungen geführt. Es überrascht, wie gerade Rot-Grün immer noch in alten Rollenstereotypen verhaftet ist, in denen kein Platz für männliche Opfer ist.


Hier geht es weiter.

Die Piratenpartei hingegen scheint im 21. Jahrhundert angekommen, was Jungenpolitik angeht, und stellt in dieser Hinsicht die bessere Wahlalternative dar. Das Blog Webjungs berichtet.

Skandalöser Sexismus in England: Zwei Drittel halten Männer für die besseren Chefs

Men are the best bosses: Women at the top are just too moody (and it's women themselves who say so) titelt heute die britische Daily Mail. In dem dazugehörigen Artikel heißt es:

They are hormonal, incapable of leaving their personal lives at home and only too happy to talk about their staff behind their backs. Female bosses are a nightmare to work for, a survey of employees concludes.

And it is not just men who think so. Two-thirds of women said they preferred a male boss because their straight-talking, ‘get to the point’ attitude makes them easier to deal with. They are also much less likely to have a hidden agenda, suffer mood swings or get involved in office politics, workers said.

About 3,000 men and women were questioned for the research, with three-quarters of men agreeing that they would rather work for a man than a woman. A quarter of women accused female bosses of backstabbing and bringing their personal lives into the office. And a third of those polled said women with power are ‘loose cannons’ who often feel threatened by colleagues.

David Brown, of online recruitment firm www.UKJobs.net, which commissioned the research, said: ‘Incredibly both men and women are in total agreement that men make better bosses – 63 per cent of women and 75 per cent of men.’ (...)

The study found that the average worker has had two female and three male bosses.

A third have left a job because they didn’t like their boss, and of these, the majority of women claimed they left because of a female manager.


Erschreckend. Kann man solche Umfragen nicht verbieten? So wird das doch nie was mit der Gleichstellung!

Häusliche Gewalt: Studie findet ähnliche Persönlichkeitsmerkmale bei männlichen und weiblichen Tätern

Sobald man das Thema häusliche Gewalt nicht ideologisch, sondern wissenschaftlich angeht, gelangt man auch zu brauchbaren Resultaten. Wo Feministinnen sich noch fragen, warum man die Ursachen häuslicher Gewalt überhaupt erforschen solle, da sie doch für jeden offenkundig seien ("das Patriarchat" und "Frauenhass"), legen Psychologen inzwischen hilfreichere Ansätze vor:

New research published in the August edition of the American Psychological Association’s Journal of Abnormal Psychology, is providing a better picture of the roles played by gender, personality and mental illness in domestic violence.

(...) Walsh and colleagues (...) analyzed data drawn from the MacArthur Violence Risk Assessment Study to examine normal personality, psychopathic characteristics, and mental illness among 567 civil psychiatric patients, including 138 women and 93 men with histories of domestic violence.

“Although both men and women engage in substantial levels of domestic violence, fewer studies have examined female perpetrators,” says Walsh. “These new findings are among the first to highlight similarities between subtypes of domestically violent men and women.”


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Mittwoch, August 11, 2010

Erstes Halbjahr 2010: Zahl rechtsextremer Gewalttaten kontinuierlich gestiegen

Der Tagesspiegel berichtet.

"Feindbild Mann"

Auch Telepolis steigt in die neu entfachte Geschlechterdebatte ein.

Dienstag, August 10, 2010

Mutmaßlicher Neonazi verstümmelte sich selbst und zeigte dafür Türken an

Gott, die werden wirklich immer irrer.

Gaza-Hilfsflotte: Netanjahu droht mit Boykott der UNO-Ermittlungen

Spiegel-Online berichtet.

Mehr Feminismuskritik von links

Roberto J. De Lapuente erteilt es Simone Schmollack für einen von vielen Artikeln, die ich zu dämlich finde, um sie hier auch nur zu erwähnen, geschweige denn zu zerpflücken. Man käme ja sonst zu überhaupt nichts mehr. Insofern herzlichen Dank an Roberto (und viele andere) für die Arbeitsteilung!

Montag, August 09, 2010

Avi Primor über Israelkritik und Antisemitismus

Mit einigem Interesse habe ich heute die Bücher "Aktueller Antisemitismus – ein Phänomen der Mitte" sowie Avi Primors und Christiane von Korffs "An allem sind die Juden und die Radfahrer schuld" quergelesen. Ersteres Buch stellt mit mehreren darin enthaltenen Aufsätzen dürftig als Wissenschaft verbrämte Propaganda dar: Deren Autoren setzen als unhinterfragbares Axiom, dass ihre zustimmende Haltung zur israelischen Politik die richtige ist und abweichende Meinungen, ob sie von jüdischen Kritikern stammen oder nicht, "offensichtlich" Antisemitismus darstellen. Wenn sich also etwa jemand über das Leiden von Palästinensern besorgt zeigt oder eine israelkritische Meinung äußert, wird das mit viel grusligem Fachkauderwelsch pathologisiert. Dabei kommen Sätze heraus wie diese:

"Diese Bewertungsasymmetrie zieht sich kontinuierlich durch die Argumentation und geht mit massiven Realitätsverdrängungs- und Ausblendungsprozessen einher. Das Ergebnis ist eine Dämonisierung und kognitive De-Realisierung Israels, welche die Grundlage für die extremen Negativemotionen ist.


Dass die "extremen Negativemotionen" etwa auch anhand von Rot-Kreuz-Berichten über das Leiden der Palästinenser im Gazastreifen entstehen könnten, kommt den Autoren erst gar nicht in den Sinn. Was die "Realität" ist, das wissen sie alleine, Menschen mit anderer Wahrnehmung verweigern sich dieser Erkenntnis böswillig. Das Buch bleibt mit solchen Sätzen natürlich akademische Selbstbefriedigung; bei Amazon steht es derzeit auf Verkaufsrang 1.179.621, was bei diesem aktuellen Reizthema schon eine Leistung ist.

Wesentlich angenehmer und überzeugender die klaren Worte, die Avi Primor findet, um beispielsweise Norbert Blüms (später mit Bedauern zurückgenommene) Äußerung zu beanstanden, Israel führe einen "Vernichtungskrieg" gegen die Palästinenser:

Sicherlich hat jeder das Recht, seine Meinung frei zu sagen. Meinungsfreiheit bedeutet jedoch nicht, dass man groteske Lügen äußern darf. Lügen, die nicht nur den anderen beleidigen, sondern ihn auch physisch gefährden, indem sie Extremisten aufhetzen und zur Tat schreiten lassen. Das Ziel eines Vernichtungskrieges ist die Ausrottung einer Bevölkerung. An diesem Ziel haben die Nazis gearbeitet.


Dass Israel entgegen der Genfer Konvention die palästinensische Zivilbevölkerung angriff und 1300 Menschen tötete

ist furchtbar. Dennoch ist es absurd, von einem Vernichtungskrieg zu sprechen. Im Gazastreifen leben anderthalb Millionen Menschen. Die Überlegenheit der israelischen Armee ist derart gewaltig, dass ihr nichts im Wege gestanden hätte, wenn sie die gesamte Bevölkerung hätte niederwalzen wollen. Genau das würde Vernichtungskrieg bedeuten. Das Ziel der israelischen Armee war jedoch, die Hamas zu bekämpfen (...). (Die israelischen Soldaten) erhielten den Befehl, eigene Verluste zu vermeiden, was für sie bedeutete, auch aus der Entfernung auf Zivilgebäude, in denen Gefahr lauerte, zu schießen, um kein Risiko einzugehen. Als sie im Nachhinein erfuhren, wie groß der "Kollateralschaden" war, den sie angerichtet hatten, indem sie Zivilisten töteten, die keine Hamas-Kämpfer waren, fühlten sie sich betroffen und hilflos.


Natürlich kann man auch zu Primors Darstellungen eine Gegenposition einnehmen, und ich habe hier mehrfach erklärt, warum ich das derzeitige Verhalten der israelischen Regierung für moralisch sehr fragwürdig halte. Aber Primor überzeugt zumindest mich durchaus, wenn es darum geht zu argumentieren, inwiefern Vokabeln wie "Vernichtungskrieg" überbordend und in der Sache nicht hilfreich sind.

Vielleicht liegt Primors überzeugende Kraft auf mich auch darin, dass er – anders als so viele bloggende Verteidiger Israels – eben nicht die argumentative Abkürzung nimmt, sämtlichen Kritikern dieses Landes Antisemitismus zu unterstellen. Eigentlich geht es in Primors Buch um irrige Vorurteile gegen Juden, aber zum Ende hin widmet er ein ganzes Kapitel dem Fehlurteil, insbesondere in Europa steige der antisemitische Phoenix wieder aus der Asche. Dazu zitiert Primor viele Befragungen und Studien die belegen, dass die Ablehnung von Juden im Lauf der Jahrzehnte auf unserem Kontinent immer weiter zurückgegangen ist – weit stärker als gegenüber anderen Minderheiten, etwa Arabern und Afrikanern. Vor allem aber zeigt Primor auf, warum es ein Missverständnis ist, Kritik an Israel fast grundsätzlich als verkappten Antisemitismus wahrzunehmen. Dazu erinnert er an die Situation Anfang der neunziger Jahre:

In Europa kam es so weit, dass zum ersten Mal in der Geschichte Sanktionen gegen den Staat Israel verhängt wurden, nämlich von der Europäischen Kommission. In Israel entwickelte sich eine Belagerungsstimmung. Ein Großteil der Israelis stand unter dem Eindruck, die ganze Welt sei gegen Israel und schon wieder hebe der weltweite Antisemitismus sein Haupt gegen die wenigen Juden, die sich schließlich nur verteidigten. 1993 trafen sich die Israelis und Vertreter der palästinensischen PLO zunächst im Geheimen in der norwegischen Hauptstadt Oslo. Das Ergebnis der Zusammenkünfte war die gegenseitige Anerkennung und die Unterzeichnung eines Vertrags, mit dem ein allgemeiner Friedensprozess zwischen beiden Seiten ins Leben gerufen werden sollte. Wie von einem Zauberstab dirigiert, schlug die Stimmung ins Gegenteil um. Auf einmal war Israel zum Lieblingskind der Welt und vor allem Europas geworden. Die Sanktionen gerieten unmittelbar in Vergessenheit. Die Europäische Union unterbreitete alle möglichen Angebote, Assoziierungsverträge mit Israel zu entwerfen und zu entwickeln. Israels Spitzenpolitiker wurden über Nacht zu höchst erwünschten Ehrengästen in den Metropolen der Welt und besonders in Europa. Hätten der scharfen Kritik an der israelischen Politik zwischen 1987 und 1993 rassistische, also antisemitische Beweggründe zugrunde gelegen, so hätte der Oslo-Prozess nichts daran ändern können. (...) Ist aber eine bestimmte Politik die Zielscheibe dieser Kritik, so verflüchtigt sich diese, sobald die Politik sich ändert. In der Geschichte des Staates Israel ist genau dies immer wieder der Fall gewesen, ebenso wie bei vielen anderen Staaten auch. (...) Kaum eine Regierung ist in Europa populärer gewesen als die israelische des Jahres 1993 nach Beginn der Osloer Friedensverhandlungen und dem historischen Handschlag zwischen Rabin und Arafat in Washington. Wir alle erinnern uns auch, wie erschüttert Europa und die ganze Welt auf die Ermordung Rabins reagierten. Nirgends zeigte sich damals irgendeine Freude angesichts der Ermordung einer jüdischen Führungspersönlichkeit.


Und auch das finde ich sehr überzeugend.

"Das anrüchige Geschlecht"

Man merkt, dass die männliche Perspektive in der öffentlichen Geschlechterdebatte angekommen ist, wenn beispielsweise ein Gastautor des angesehenen Spiegelfechters noch mehr auf die Kacke haut, als so ein vermeintlich bösartiger, frauenhassender Männerrechtler wie ich. Da ich den "Spiegelfechter" erst vor wenigen Wochen auf meine Blogroll genommen habe, freut mich dieser Artikel besonders. Um nur mal die Schlusspassage zu zitieren, in die dieser furiose Text mündet:

Die Gesetzgebung bei Trennung von Ehepartnern ist aus Sicht des Mannes ohne falsche Zurückhaltung als faschistoid zu bezeichnen – der Mann ist in jedem Falle nur die zweite Wahl für die Erziehung seiner eigenen Kinder. Man redet viel und gerne von Gleichberechtigung – man sollte dazu übergehen, eine wirkliche Gleichberechtigung der Geschlechter zu fordern, mit Nachdruck, wenn notwendig, indem man die Straße als Parlament entrechteter Väter zweckentfremdet oder ihrer wirklichen Funktion überstellt – je nachdem wie man das persönlich sehen mag. Und ausgerechnet die politische Linke, die im Feminismus ihr Steckenpferd sieht, sollte von ihren oftmals einseitigen Positionen abrücken – aber genau dies läßt der gender mainstream nicht zu. Der tischt nämlich das Märchen von der Opferrolle der Frau und Mutter auf; der Mann hat die zweifelhafte Ehre, in diesem propagandistischem Weltbild eine Täterfunktion zu erfüllen.


Der Artikel hat, seit er vorgestern online gestellt wurde, stolze 233 Kommentare geerntet – wobei außer "Piratenweib" und "Swenske" noch nicht mal einer der üblichen Internet-Diskutanten bei diesem Thema dazu gehört. (Nimm das, Heinrich-Böll-Stiftung!)

Aber auch die Fundamentalisten alter Schule sterben nicht aus: Von der in dem Artikel ebenfalls angesprochenen hohen Zahl häuslicher Gewalt durch Frauen war einer der Leser offenbar dermaßen überfordert, dass sein Gehirn augenblicklich auf "tilt" schaltete und er beschloss, um ein Blog, wo ihm derartige Informationen geboten werden, fürderhin einen großen Bogen zu machen. So schön und klar bekommt man selten präsentiert, warum die Geschlechterdebatte in Deutschland so langsam voran kommt.

Samstag, August 07, 2010

"Sind alle Christen Babymörder?"

Wir sind es gewohnt, aus der Perspektive unserer Kultur Unsäglichkeiten in der islamischen Welt herauszugreifen und zurückzufolgern, diese seien offenbar typisch für den Islam. Wie derselbe Mechanismus abläuft, wenn die muslimische Welt auf den Westen blickt, veranschaulicht "Der Moslem" in einem seiner ernsten Beiträge.

Freitag, August 06, 2010

"Ist das eine Art Krieg?"

Matthias Kalle kommentiert im "Tagesspiegel" das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das Vätern den Weg zu gleichberechtigtem Sorgerecht ebnen könnte, sowie einige von tiefstem Männerhass geprägten Reaktionen darauf:

Ich glaube, dass das ein gutes und ein richtiges Urteil ist. Es gibt Frauen, die glauben das nicht, und in manchen Kommentaren im Internet ist man froh, dass man die im Internet liest, sonst könnte man denken, es sei – nicht 1924 – 1972. Darin kommen Männer als verantwortungslose Lumpen vor, unfähig für jede Art von Beziehung, egal ob zur Frau oder zum Kind. Und das Urteil sei nur ein weiterer Beweis für eine Art Backlash, um sich an den Frauen und ihren Errungenschaften der Emanzipation zu rächen. Was ist los? Ist das eine Art Krieg? Ein überdimensionierter Rosenkrieg, bei dem es keine Gewinner geben wird, sondern nur Verletzte, Verlierer, Verlorene? Ich bin kein Pazifist, war nie einer, aber in diesem Fall plädiere ich für sofortige Abrüstungsgespräche.


Ja, einige Frauen leben im Geiste tatsächlich noch im Jahr 1972. Aber sobald Sie das kritisieren, Herr Kalle, werden sie Ihnen vorwerfen, Sie wollten wohl zurück in die fünfziger Jahre. Dass männliche Wesen ihnen einfach schon knappe vierzig Jahre voraus sein könnten, erscheint diesen Frauen unvorstellbar.

Donnerstag, August 05, 2010

Neue Studie: "Warum Männer sich vor der Hausarbeit drücken dürfen"

Jahrzehntelang hören wir das Gejammer über Männer, die sich vor der Hausarbeit drücken, und Frauen, die unter der Doppelbelastung leiden. Gelegentlich werden solche Behauptungen durch eine Studie widerlegt. So wie in dieser Woche. Der britische Guardian berichtet:

Wives who claim their husbands should help out more around the house because women work a "double shift" at the office and in the home are misguided, according to research.

If both paid work and unpaid duties such as housework, care and voluntary work are taken into account, husbands actually contribute more than their fair share to the household, experts found.

(...) Across Europe men and women spend the same number of hours on "productive" work each day, each working on average eight hours either in paid jobs or on unpaid duties.

(...) Dr Catherine Hakim, who carried out the study, said: "This data overturns the well-entrenched theory that women work disproportional long hours in jobs and at home in juggling family and work.

"Feminists constantly complain that men are not doing their fair share of domestic work. The reality is that most men already do more than their fair share."

(...) "Furthermore, there is evidence that men are beginning to demand the same options and choices as women, with more claims of sex discrimination from men. Policy-makers need to be aiming for gender-neutral policies."


Über die Studie berichten die Daily Mail ("The lazy husband myth: Forget the feminist moans, men do more than their fair share around the house", die kanadische Toronto Sun sowie die Times of India, aber selbstverständlich keine deutsche Zeitung.

3 sat berichtet: "MANNdat setzt sich für Männer ein"

Hier gibt es das Video und den Begleittext dazu.

Mittwoch, August 04, 2010

taz: "Es ist Zeit, dass Alice Schwarzer abtritt!"

Selbst der Berliner "taz" wurden Alice Schwarzers Faxen heute zuviel. Insbesondere Schwarzers mangelnde Toleranz gegenüber sexuellen Minderheiten brachte das Fass offenbar zum Überlaufen. Julia Seeliger kommentiert:

Alice Schwarzer hat mal wieder zugeschlagen. Nervte sie doch schon in den 80er Jahren mit ihrer PorNo-Kampagne, in der behauptet wurde, Pornografie wäre per se frauenverachtend.


Buh, Alice, buh!

In den 90ern legte sie dann mit einem expliziten Focus auf sadomasochistische Pornografie – in Schwarzers Worten "Gewaltpornografie" – nach.


Buh!

Die schönen Fotos von Helmut Newton hat Schwarzer als "faschistisch" bekämpft.


Und noch einmal pfui, Alice Schwarzer. Das war wirklich widerlich.

Leider aber heißt es auch bei der "Emma"-Herausgeberin: Je oller, desto doller. Und so versuchte sie, den ZDF-Wetterfrosch Jörg Kachelmann wegen dessen möglicher Begeisterung für SM-Spiele mit feinsinnigen Formulierungen als potentiellen Vergewaltiger zu brandmarken. Und da ist dann eben auch für Leute, die durchaus auf der feministischen Linie liegen, irgendwann Schluss mit lustig. Julia Seeliger kommentiert weiter:

Weder Sadomasochismus noch Promiskuität sind in Deutschland strafbar – zum Glück. Wenn sich Jörg Kachelmann und eine seiner Partnerinnen einvernehmlich entschieden haben, Fesselspiele zu betreiben, wenn sie sich entschieden haben, dass er sie schlägt, dann hat das mit Vergewaltigung nichts zu tun. Wenn die Frau "Ja" sagte und "Nein" meinte, ist das auch noch keine Vergewaltigung, so sehr Beziehungen mit ungleich verteilter Macht zu kritisieren sind. Alice Schwarzer lag schon mit der PorNo-Kampagne falsch. Heute kommt noch die Verbohrtheit des Alters hinzu. Es ist Zeit, dass Schwarzer als Feministin Nummer eins abtritt.


Da mir die taz seit Monaten immer wieder Bettelbriefe schickt, ich möge doch wieder mal ein Abo eingehen, habe ich ihnen vor wenigen Wochen ziemlich schroff geantwortet, solange die Redaktion ihren sexistischen Stiefel fahren und noch dazu Typen wie Gesterkamp veröffentlichen würde – mit Diffamierungen übrigens, die ähnlich widerwärtig wie die von Alice Schwarzer sind – könnte sich die Redaktion das in die Haare schmieren. Einige wenige gute Autoren wie Daniel Bax reichen nicht mehr aus, diese Zeitung zu lesen. Vielleicht bekommt ja selbst die "taz" mit, dass sich der Wind allmählich dreht und sie mit ihrem bisherigen Stil bei einem großen Teil ihrer Zielgruppe nicht mehr landen kann. Die klaren Worte an Alice Schwarzer könnten ein prima Anfang sein.

Lesermail (Plus für Papa)

Ein Leser, der anonym bleiben möchte, schreibt mir heute eine Mail, die ich in gekürzter Form auch hier veröffentlichen möchte.

Ich war baff erstaunt, diesen Artikel im SPIEGEL vorzufinden. Vielleicht wird ja mehr draus und "Spiegeline" ist noch nicht hoffnungslos verloren.

Persönlich glaube bzw. "fühle" ich – bin halt auch ein "Mädchen" ;-) – dass immer mehr kritische Artikel veröffentlicht werden. Gut so!

Und dafür sollten wir allen dankbar sein, allen Kommentatoren, Autoren, Foren, Initiativen, Vereinen, Blogs, juristisch dagegen Angehenden und denen, die sich auch politisch mit viel Engagement bisher engagiert haben. Eine namenlose Masse, die auf Dauer sukzessive angefangen hat, peut-a-peut Dinge in den Köpfen zu verändern. Und einige, die daran zerbrochen sind wie das namenlose Heer dieser Menschen, die still und heimlich von der Bildfläche verschwanden bzw. einfach nicht mehr konnten oder durften.

Insofern: Klasse gemacht, mit einem weinenden Auge!

Und einem lachenden, denn ich sehe Anita Heiliger, Edith Schwab etc. mit Schaum vor dem Mund ... Mein Mitleid, verzeiht diese Ignoranz, hält sich sehr in Grenzen.

Toll, was sich in ein paar Jahren bewegt hat.


Ein weiterer schöner Spiegel-Online-Artikel stammt heute übrigens von Bettina Röhl, der man keineswegs vorwerfen kann, sich so wie viele andere für die Gleichberechtigung von Männern erst auszusprechen, als ihnen die Entscheidungen hoher Gerichte keine Wahl mehr ließen und das Männerthema teilweise begann, politisch opportun zu erscheinen: Punktsieg für den emanzipierten Papa

"Three naked German women found in woods"

Na toll, wir hinterlassen im Ausland ja wieder einen Supereindruck ... :D

Dienstag, August 03, 2010

Unionsparteien: "Väter sollen nicht automatisch Sorgerecht bekommen"

Die automatische Erteilung des Sorgerechts an beide Eltern ab der Geburt ist eine der zentralen Forderungen vieler Männer- und Väterrechtler. In der Politik finden sie immer mehr Unterstützung – nur die Konservativen mauern:

Der FDP-Familienrechtsexperte Stephan Thomae hatte vor wenigen Tagen der Passauer Neuen Presse gesagt, unverheiratete Eltern sollten das Sorgerecht von Anfang an gemeinsam ausüben, es sei denn, die Mutter lege Widerspruch beim Familiengericht ein und gewinne das Verfahren. Die Union lehnt jedoch den vorliegenden Gesetzentwurf von Leutheusser-Schnarrenberger zum Sorgerecht für unverheiratete Paare ab. CSU-Familienexpertin Dorothee Bär sagte, dabei werde "der Mutter zugemutet, in einer emotional schwierigen Phase unmittelbar nach der Geburt aktiv zu werden, falls sie das Sorgerecht des Vaters nicht will." Die Union wolle "stattdessen ein Gesetz, bei dem der Vater aktiv werden muss und er das Sorgerecht nicht automatisch bekommt. Wenn die Mutter dann widerspricht, hat er die Möglichkeit, es vor Gericht zu erstreiten."


Die Süddeutsche Zeitung berichtet.

"Rückwärtsgewandt und konservativ": Väteraufbruch für Kinder kritisiert Karlsruher Urteil

Der MDR berichtet, warum Väterrechtler mit dem heutigen Sorgerechts-Urteil noch nicht zufrieden sind – und was sie für die Zukunft erhoffen.

Eine aktuelle Pressemitteilung des VAfK liest sich nicht ganz so harsch: Dort wird das Urteil immerhin als "Schritt in die richtige Richtung" gewürdigt.

Verfassungsgericht stärkt Rechte unverheirateter Väter

Geschlechtergerechtigkeit ist möglich. Karlsruhe bestätigt die Thesen der Männerrechtsbewegung – und serviert ihr einen juristischen Erfolg:

Das Bundesverfassungsgericht hat die Regelung des Sorgerechts für unverheiratete Väter für verfassungswidrig erklärt. Derzeit können Betroffene nur mit Zustimmung der Mutter ein gemeinsames Sorgerecht erhalten – dies verstoße gegen das grundgesetzlich geschützte Elternrecht, hieß es nun.


Guck an.

Weiter heißt es:

Die Verfassungshüter setzten damit ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte vom Dezember 2009 um. Es hatte gerügt, dass das deutsche Kindschaftsrecht ledige Mütter gegenüber den Vätern bevorzuge. Dem Straßburger Urteil zufolge verstößt die deutsche Regelung, wonach ledige Väter ein gemeinsames Sorgerecht nur mit ausdrücklicher Einwilligung der Mutter des Kindes erhalten können, gegen das Diskriminierungsverbot in der Europäischen Menschenrechtskonvention.


Die Diskriminierung von Männern – für viele vor ein paar Jahren noch ein Witz, heute Thema in der Tagesschau.

Frau Schwarzers Gespür für Polemik

Der Politblogger kommentiert den vorgestrigen Schlagabtausch bei "Anne Will", in dem es um Jörg Kachelmann ging.

Und die Muslima Marina Frisch schreibt Alice Schwarzer einen offenen Brief zum Thema Verschleierung.

Neukölln: Offenbar Brandstiftung an Moschee

Sie haben sich lang genug im Internet warmgelaufen – jetzt geht's anscheinend los:

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen ist offenbar ein Brandanschlag auf die Sehitlik-Moschee am Neuköllner Columbiadamm verübt worden. Einen Zusammenhang schließt die Polizei auf Anfrage des Tagesspiegel jedoch aus.


Und vermutlich fühlen sich die Täter als tapfere Widerständler gegen "die Eroberung Deutschlands durch den Islamofaschismus". Solche Brandanschläge haben mit Rechtsradikalismus üüüberhaupt nichts zu tun; das ist gelebte "Islamkritik".

Hier findet man den vollständigen Artikel.

Montag, August 02, 2010

Neonazi kündigt Anschlag auf Moschee an – und wird nur zufällig gestoppt

Nachdem ein Kamerad mit dem bezeichnenden Alias-Namen „Odins Erbe“ die Frage „Wie viele Moscheen gibt es in deiner Stadt?“ aufgeworfen hatte, reagierte Thorsten K. unmissverständlich: „Heil dir“, schrieb der einschlägig polizeibekannte Mann, „wohne leider neben einer, aber nicht mehr lange“.

(...) Die antisemitischen Pogrome vom 9. November 1938 als Vorbild für den Kampf der Rechtsextremen gegen ihre muslimischen Nachbarn: Das Ideal bei „Sturm 18“ ist der mörderische Nationalsozialismus des „Dritten Reichs“.


Die Frankfurter Rundschau berichtet.

Fatwa gegen Henryk M. Broder und Stefan Herre erlassen

Der Moslem berichtet – und die Kommentarspalte spiegelt mal wieder den ganzen Irrsinn, den man in den letzten Jahren in zig Blogs und Diskussionsforen lesen musste. Herrlich! Vermutlich sind Blogs wie "Der Moslem" wirklich die einzige passende Antwort auf Blogs wie "Die Achse des Guten" und "Politically Incorrect". Von einer Sachdebatte haben die sich eh schon seit Jahren entfernt.

Jetzt warte ich nur noch darauf, dass Udo Ulfkotte einen hysterischen Artikel über diese Fatwa schreibt und Ralph Giordano berichtet, er zittere vor Empörung, wenn er diesen Text lese, dann hätten wir wieder das gewohnte Bauerntheater auf unserer Bühne.