Donnerstag, Juli 29, 2010

Heinrich-Böll-Stiftung grübelt über Männerrechtsbewegung

Barbara Unmüßig, Mitglied im Vorstand der den Grünen nahestehenden Heinrich-Böll-Stiftung, hat inzwischen auch die Männerrechtsbewegung entdeckt, sieht sie in ihrem Beitrag aber noch als Feindbild statt als Chance. Einige auf die Schnelle kommentierte Auszüge:

Wenn ein von seiner Frau geschlagener Mann bei der Polizei anruft und von dem Polizisten am Telefon als „Memme“ (vgl. MANNdat) ausgelacht wird, ist dies kein Beispiel für bösen Feminismus, sondern es zeigt einmal mehr, wie tief Geschlechterstereotypen vom harten und aggressiven Mann und der passiven, schwachen Frau in der Gesellschaft verankert sind.


Die Männerrechtsbewegung engagiert sich gegen die verschiedensten Benachteiligungen von Männern, ob diese überholten Rollenklischees entstammen oder der feministischen Ideologie. Wenn ein von seiner Frau geschlagener Mann bei der Polizei anruft und von dem Polizisten am Telefon ausgelacht wird, dann spielt beides zusammen: überholte Rollenklischees UND ein Feminismus, der viel Energie investiert hat, um häusliche Gewalt grundsätzlich als patriarchale Gewalt prügelnder Männer gegen hilflose Frauen zu zeichnen, diese Klischees in der allgemeinen Wahrnehmung zu verstärken und damit für eine einseitige, sexistische Verwendung praktisch sämtlicher öffentlicher Mittel allein für weibliche Opfer zu sorgen. Erst die Männerrechtsbewegung hat sich wirklich von Geschlechterklischees befreit, an denen Feministinnen noch weit überwiegend festhalten.

„Männerrechtler“ beanspruchen heute für sich, „die Männerbewegung“ zu sein. Mit den in den 1970er und 80er Jahren entstandenen Männergruppen, die sich als „profeministisch, antisexistisch, linksradikal“ (Kemper, 2009) verstanden oder mit emanzipatorisch orientierten Männern, haben die „Männerrechtler“ aber nichts gemein. Leider besteht hier die Gefahr, dass emanzipatorisch ausgerichtete Männlichkeitsdiskurse in der Öffentlichkeit verunglimpft werden.


Das ist eine interessante Verwendung des Wortes "emanzipatorisch". Offenbar gelten für Barbara Unmüßig Männer und Frauen, die für Frauenrechte eintreten, als emanzipatorisch, Männer und Frauen, die für Männerrechte eintreten, jedoch keineswegs. Hier offenbart sich ebenjener Sexismus, den Barbara Unmüßig projektiv den Männerrechtlern vorwirft.

Wir meinen: Geschlechterpolitische und feministische Akteur_innen sind herausgefordert den selbsternannten „Männerrechtlern“ Paroli zu bieten und sich in den öffentlichen Diskurs um Geschlechterverhältnisse und Geschlechterdemokratie einzumischen.


Spricht Barbara Unmüßig eigentlich auch von "selbsternannten Feministinnen"? Wer hätte Männerrechtler ihrer Meinung nach "ernennen" sollen? Und ist es ihr Ernst, dass sich "geschlechterpolitische und feministische Akteur_innen (...) in den öffentlichen Diskurs um Geschlechterverhältnisse und Geschlechterdemokratie einmischen" sollen? Bisher wird der geschlechterpolitische Diskurs also von Männerrechtlern geführt, und Feministinnen sollten sich endlich einmischen? Auweia.

Trotzdem ist dieser Beitrag eine positive Entwicklung. Über zehn Jahre wurde die Männerrechtsbewegung erst ignoriert, dann versuchte man sie lächerlich zu machen. Jetzt sehen die Genderkader immer mehr, dass sie einer ernsthaften Debatte nicht länger aus dem Weg gehen können. Um mit Mahatma Gandhi zu sprechen: First they ignore you. Then they ridicule you. Then they fight you. Then you win.