Donnerstag, Januar 28, 2010

Micha Brumlik: Antisemitismus und Islamophobie sind vergleichbar

In der Debatte darüber, ob Antisemitismus und Islamophobie vergleichbar sind, erhält Professor Wolfgang Benz weiter Zustimmung aus dem seriösen Lager: namentlich von Professor Micha Brumlik, dem Leiter des Fritz-Bauer-Instituts zur Erforschung des Holocaust. Brumlik erklärt in einem Interview mit dem Deutschlandradio:

Bei Antisemitismus und Islamfeindlichkeit ist es immer so, dass partielle Tatsachen mit generalisierenden Vorurteilen vermischt werden. Die Nationalsozialisten zum Beispiel haben gesagt, was völlig richtig ist, dass ein großer Teil der Führung der Bolschewiki Juden gewesen sind. Überhaupt kein Zweifel! Frühe Antisemiten haben beklagt, dass die Rothschilds als Könige der Epoche zu großen Einfluss gehabt hätten, also das Problem liegt genau darin, dass vereinzelte Wahrnehmungen, vereinzelte, vermeintliche Tatsachen zu einem generalisierenden Verdacht über eine ganze Bevölkerungs- und Religionsgruppe aufgeblasen werden.

(…) Ich darf darauf hinweisen, dass dem Judentum im 19. Jahrhundert ganz ähnliche Vorurteile entgegenschlugen, dass es nämlich eine harte, kalte, auf Herrschaft und Rache gegründete Unterwerfungsreligion gewesen sei. Man könnte zeigen, dass die damalige sogenannte Kritik nicht zuletzt protestantischer Theologen am Judentum sich zum Teil bis aufs Wort mit dem schneidet, was man heute glaubt, über den Islam sagen zu können.


Man darf gespannt sein, ob jetzt auch Brumlik Zielscheibe einer Hetzkampagne werden wird, die von den neuen Rechtsradikalen mit dem Vorwurf verbunden wird, er würde mit seinem Eintreten gegen Islamophobie den Antisemitismus stärken.