Freitag, Dezember 04, 2009

"Man sollte die Dinge beim Namen nennen dürfen"

Der "Rheinische Merkur" hat sich mit der Politischen Korrektheit in Deutschland auseinandergesetzt – und dabei auch mit einem ganz bestimmten Hetzblog. Ein Auszug:

Der Musel in der Vorstellung von PI hasst das Abendland und seine Werte. Auch moderaten Muslimen ist nicht zu trauen: Entweder sind sie zu schwach, um sich dem im Kern totalitären Islam entgegenzustellen, oder sie haben sich nur scheinbar an den Westen angepasst und warten auf die Chance, die Scharia im ‘Wirtsland’ einzuführen. Diese politisch unkorrekte Schein-Argumentation kann niemand widerlegen.

Wer darauf hinweist, dass diese Festlegung im Kern rassistisch ist, fällt in die zweite Feindkategorie. Der ‘Gutmensch’ und seine Extremform, der ‘Bessermensch’, verharmlosen die islamische Gefahr und werden ihr Werkzeug. Auf PI zeigt sich, wie vielfältig der Begriff ‘politisch korrekt’ instrumentalisiert wird. Durch die Unterstellung, dass die ‘politisch Korrekten’ eine Meinungsdiktatur begründen, lässt sich die eigene Ansicht als befreiend und mutig verkaufen, wohingegen Einwände als unterdrückerisch gebrandmarkt werden. In dieser Art von ‘Neusprech’ wird der gute Mensch zum schlechten, der Antifaschismus faschistisch und der Totalitäre zum Befreier. Dem politischen Gegner wird vorgeworfen, dass er jede Diskussion ersticke.

Dabei fungiert ‘Gutmensch’ und ‘politisch korrekt’ als Ad-hominem-Angriff, der jede sachliche Debatte zunichtemacht. Eine differenzierte Sicht auf soziale Hintergründe von Kriminalität lässt sich mit einem knackigen ‘politisch korrekt’ disqualifizierend vom Tisch wischen (…). Menschen mit großen Bildungslücken und enormem Lektürerückstand können so ein Stückchen Diskurshoheit zurückgewinnen und sich als verschworene Elite wider den Mainstream fühlen. Dass sich im Kommentarbereich des Blogs volksverhetzende Äußerungen finden; dass im Volksmund wie in den Zeitungen der Begriff ‘politisch korrekt’ fast ausschließlich negativ verwendet wird; dass ein Journalist wie Henryk M. Broder für seine Artikel den Börne-Preis verliehen bekommt – all das scheint die PI-Fans in ihrer Elitephantasie noch zu bestärken.

(…) Eine solche Rhetorik, ebenso wie die PC-Verschwörungstheorie, unterscheidet sich strukturell viel zu wenig von islamistischer Hasspropaganda, um glaubhaft Kritik im Namen eines sowohl christlichen als auch aufgeklärten Abendlandes formulieren zu können. Man sollte, da ist vielen PC-Kritikern recht zu geben, die Dinge beim Namen nennen dürfen. Also nicht ‘politisch unkorrekt’ sagen, wo ‘rassistisch’ oder ’sexistisch’ treffender wäre.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

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