Dienstag, Dezember 01, 2009

Islamophobie Krise des Liberalismus?

Auch wenn man die Aspekte Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung einmal außen vor lässt, gibt es gerade für Liberale guten Grund, gegen die aktuelle Islamophobie Widerstand zu leisten. Jörg Lau bringt es gut auf den Punkt:

Wir sind ja skeptisch, was die Integrierbarkeit dieser Religion in unsere Werte- und Rechtsordnung angeht, weil wir im Islam Defizite beim Verständnis der individuellen Freiheitsrechte erkennen, Defizite bei der Gleichbehandlung der Geschlechter, Defizite bei der Religionsfreiheit etc.

Allerdings bringt diese Kritik im Namen des Liberalismus immer mehr problematische Zuckungen des Antiliberalismus zum Vorschein. Überall soll verboten, erzogen und reglementiert werden.

Und es wird massiv herumfantasiert über die Einschränkung der Rechte einer Minderheit.

Den Koran verbieten. Gebete auf Arabisch verbieten. Schächten verbieten. Minarette ab einer bestimmten Höhe verbieten. Ach was, alle Minarette verbieten. Zwangsehen verbieten. Ach was, auch arrangierte Ehen verbieten. Kopftücher verbieten. Befreiung vom Schwimmunterricht und von der Sexualkunde verbieten. Burka verbieten. Moscheebauten verbieten. Und so weiter. Noch Vorschläge?


Ähnlich treffend argumentiert heute die "Sächsische Zeitung" in einem insgesamt sehr guten Artikel:

Seit dem 11. September 2001 fällt es schwer, sachlich zu bleiben. Selbst liberale Freigeister sind davor nicht gefeit: Beim Anblick eines Kopftuchs oder eines Minaretts denkt heute fast jeder erstmal sofort an Taliban, Schläfer, Terroristen. Auch wenn wir den Gedanken gleich wieder verwerfen, auch wenn wir uns tausendmal klar machen, dass die meisten Muslime friedliche Menschen sind: Die Bilder der Anschläge auf Hochhäuser und U-Bahnen sitzen tief. Diese Ängste, so fordern jetzt vor allem konservative Politiker, müsse man „ernst nehmen“.

Aber was soll „ernst nehmen“ bedeuten? Dass diese irrationale Angst die Politik bestimmt? Dass alles verboten wird, was uns irgendwie unheimlich vorkommt? Dass allen Menschen vorgeschrieben wird, wie sie sich zu kleiden und zu verhalten haben? Dass Minarette und Moscheen aus dem Bild unserer Städte verbannt werden? Willkommen im Iran!