Mittwoch, August 05, 2009

Wenn Neocons "Stille Post" spielen

Während der Motor der Anti-Langer-Kampagne inzwischen verreckt ist, läuft dieses skurille Gefährt mit seinen letzten Schnaufern noch einmal richtig heiß. So kann man heute in einem neokonservativen Blog neben anderem Nonsens über Felicia Langer auch dieses lesen:

"she has praised Ahmedinejad's calls to destroy Israel".


Als Quelle erscheint ein Link zu einem Artikel John Rosenthals, in dem es heißt:

Langer praised Iranian President Mahmoud Ahmadinejad’s recent speech at the UN anti-racism conference in Geneva. “What Ahmadinejad said in Geneva is the truth,”


Auffällig schweigt sich Rosenthals Artikel darüber aus, worin Langer Ahmadinedjads Rede beipflichtete und was genau auch sie als "die Wahrheit" empfand. Es sollte offenbar genau jener Eindruck entstehen, wie er dann auch in dem zuvor genannten Blog entstanden ist: Dieses Miststück will wie Ahmadinedjad die Vernichtung Israels! Offenbar bedeutet zumindest für manchen Schreiberling Journalismus längst nicht mehr, einer Wiedergabe der Wirklichkeit näherzukommen, sondern jemanden, mit dessen Meinung man nicht übereinstimmt, durch rhetorische Kniffe als so widerwärtig darzustellen, wie es nur geht.

Was genau aber hatte Felicia Langer denn nun mit "die Wahrheit" gemeint? Das wird sofort klar, wenn man sich ihre Sätze im Zusammenhang durchliest:

"Was Ahmadinedjad sagte in Genf, war die Wahrheit. Ich habe, als ich nach Israel kam, das war 1951, das Ausmaß der Vertreibung, es waren 800 (ein Krankenhausseelsorger ganz laut aus dem Publikum: '800.000!'), ja, es waren mehr als 800.000. Ich habe die Folterungen miterlebt (...)"


Wenn Felicia Langer 1951 das Ausmaß der Vertreibung miterlebt hat, ist dies dann auf einmal für sie nicht mehr die Wahrheit, nur weil auch jemand wie Ahmadinedjad davon spricht? Offensichtlich wäre das grotesk. Wenn Hitler behauptet hätte, dass sich die Erde um die Sonne dreht, dann ist auch das die Wahrheit. Sobald ich aber diese Offensichtlichkeit hier niederschreibe, muss ich offenbar damit rechnen, dass ein paar Demagogen daraus schnitzen "Arne Hoffmann behauptet, was Hitler gesagt habe, sei die Wahrheit". Und ein paar Tage später könnte man dann in irgendwelchen Blogs aus derselben Szene lesen: "Arne Hoffmann hält den Holocaust für eine notwendige Sache." Genau dieses rufmörderische Spiel treibt das neokonservative Netzwerk noch immer mit Felicia Langer. "She has praised Ahmedinejad's calls to destroy Israel." Unfassbar. Aber es gibt offenbar wirklich so leichtgläubige Menschen, dass bei ihnen selbst die primitivste Manipulation problemlos verfängt.

Fazit: Man ist daran gescheitert, den Bundespräsidenten zu erpressen - aber dann will man doch wenigstens noch einige Zeit eine Menschenrechtlerin mit Dreck bewerfen, um zu hoffen, dass möglichst viel davon an ihr hängenbleibt.