Dienstag, Juli 28, 2009

Islamophobie: "Was kommt nach den Emotionen?"

Offenbar haben es Muslime genauso schwer, ein muslimfeindliches Mediennetzwerk aufzubrechen wie Männer es mit unseren männerfeindlichen Medien haben. In beiden Fällen werden immer wieder herabsetzende Klischees abgespult und eine Handvoll vorurteilsbeladener JournalistInnen spielt sich gegenseitig die Bälle zu, während die große Zahl der Betroffenen es nicht auf die Reihe bekommt, sich dagegen erfolgreich zu verwahren. Omar Abo-Namous schildert das Problem in der "Islamischen Zeitung":

Zu einem nicht unbeträchtlichen Teil schaffen es aber auch Muslime selbst immer wieder, dass ihre Anliegen, Sorgen und Forderungen nicht den Sprung in eine genuine gesellschaftliche und politische Debatte schaffen. Angesichts dessen ist es nur konsequent, wenn die Dresdener Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) ihren Urlaub wegen einer toten Muslima nicht abbrechen wollte. Denn einen Verlust ihrer politischen Reputation aufgrund sachlich vorgebrachter und deswegen ernst zu nehmender Kritik hat sie nicht zu befürchten.

Mindestens 18 Kundgebungen sollen zum Anlass der Ermordung Marwa El-Sherbinis über Deutschland verteilt stattfinden. Teilweise haben sie bereits stattgefunden. In ihnen werden unter Anderem tendenziöse Berichterstattung in Bezug auf Muslime angeprangert, muslimfeindliche Gesetze und Praktiken kritisiert und wiederholt zur verstärkten Teilnahme an den Kundgebungen aufgerufen; quasi aus Selbsterhaltungstrieb. Bislang sind die Versammlungen nämlich nicht gerade von Erfolg gekrönt. Die Organisatoren klagen über mäßige Teilnehmerzahlen weitab von den erhofften Tausenden, und ein Widerhall in der Gesamtgesellschaft findet kaum statt. Wie auch, wenn fast ausschließlich Werbung für ein muslimisches Publikum gemacht wurde, die benutzte Sprache voller muslimischer Floskeln und Anspracheformen ist und das Ziel der Kundgebungen für viele Unbetroffene überhaupt nicht nachvollziehbar ist? Man muss fairerweise anmerken, dass die Kundgebungen und Demonstrationen allesamt - soweit man das überprüfen kann - in geordneten Bahnen verliefen und somit adäquate Formen der Ausübung des Demonstrationsrechts darstellen. Dies vorausgeschickt, ist dennoch die Sinnhaftigkeit der Aktivitäten stark in Zweifel zu ziehen, da sie ziellos oder doch zumindest nicht zweckdienlich sind. Sie sind nicht von Ausdauer geprägt und bieten sich für eine mediale Falschdarstellung - „wütende muslimische Masse“ - geradezu an.


Welche Strategie könnte stattdessen sinnvoller sein? Auch das verrät der Artikel.