Dienstag, Februar 24, 2009

Mehrheit der Deutschen lässt sich nicht aufhetzen

Die Islamophoben werden durch ihre ständige Thematisierung in den Medien wichtiger gemacht, als sie sind - das befindet Navid Kermani:

Die Diskrepanz (…) zwischen medialer und gesellschaftlicher Realität ist mir am stärksten aufgefallen im Zuge der Diskussionen um den Bau einer Moschee in Köln. Wenn man manche Feuilletons las, musste man den Eindruck gewinnen, dass da ein gewaltiger Kulturkampf tobe und es massenhafte Proteste gäbe gegen eine repräsentative Moschee. Die Diskussion vor Ort, die ich als Kölner sehr genau wahrgenommen habe, wurde viel gelassener geführt, auch von denjenigen Bürgern, die den Bau mit Skepsis betrachten.

Im Laufe der Kontroverse hat sich deutlich gezeigt, dass es in Köln eine breite gesellschaftliche und politische Unterstützung für den Bau gibt, so strittig viele Fragen im Detail sind, Fragen nach der Größe des Gebäudes, nach der sozialen Mischung im Viertel, auch nach den Finanziers und der Rolle des türkischen Staates – völlig legitime Fragen.

So hatten die Hassprediger zwar hier und da die Hoheit in der Berichterstattung, aber in Ehrenfeld selbst, bei der zentralen Bürgerversammlung, hatten sie keine Chance. Drei, vier Vertreter der rechtsextremistischen Partei Pro Köln wurden wegen ihrer Pöbeleien des Saals verwiesen, die anderen von der Mehrheit der 800 Bürger übertönt. Und im vergangenen September demonstrierten in Köln 50.000 Menschen nicht etwa gegen die Moschee, sondern für die Solidarität mit ihren muslimischen Mitbürgern.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Montag, Februar 23, 2009

Mit den Islamisten zur Demokratie?

Haudraufs wie Broder und Co. führen noch immer das große Wort in unseren Medien, aber Politik und Forschung wenden sich immer mehr ab von ihrer naiven Schwarzweißmalerei ("wir die Guten, die die Bösen, also auf sie mit Gebrüll"). Die "Neue Zürcher Zeitung" berichtet:

Bisher waren für die USA Islamismus und Terrorismus das Gleiche. Mit Islamisten war kein Staat zu machen und keine Demokratie zu bauen. Gegenüber dem Fernsehsender al-Arabiya deutete der neue Präsident Obama unlängst eine Wende an und ging auf Muslime und Islamisten zu: «Wenn Länder wie Iran bereit sind, auf die geballte Faust zu verzichten, können sie davon ausgehen, dass wir ihnen die Hand reichen.» Zu Ende gedacht, heisst dies, dass man auch mit Islamisten die neue Weltordnung bauen will. Überraschend ist das nicht. Seit einiger Zeit fordern prominente Köpfe in den Vereinigten Staaten ein Umdenken und skizzieren zumindest eine zweite Linie der Politik.


Hier geht es weiter.

Dienstag, Februar 17, 2009

Mauthausen: Rechtsradikale begeistert über KZ-Schmierereien

Auf den Internetplattformen der rechten Szene herrscht mal wieder ein Tonfall, der einem aus den einschlägigen "islamkritischen" Blogs sehr bekannt vorkommt: Hier erfährt man Näheres.

Sonntag, Februar 15, 2009

"WAS UNSEREN VÄTERN DER JUD IST FÜR UNS DIE MOSLEMBRUT"

Gerne beteuern einschlägig bekannte SPIEGEL-Journalisten und rechtsradikale Blogger, dass zwischen Antisemitismus und Islamophobie so gar kein Zusammenhang bestehe, sondern nur der große Unterschied, dass Islamophobie erstens nicht existiere und sie zweitens vollauf berechtigt sei. Um diese Haltung zu vertreten, muss man nicht viel Energie in rhetorische Akrobatik stecken, sondern vor allem in der Lage sein, aktuelle Meldungen wie diese schlichtweg zu ignorieren:

Die Außenmauer der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen in Oberösterreich ist beschmiert worden. Große Lettern rufen zu einem „Kreuzzug“ gegen Muslime auf. (…) Die Beschmierung „WAS UNSEREN VÄTERN DER JUD IST FÜR UNS DIE MOSLEMBRUT SEID AUF DER HUT! 3. WELTKRIEG - 8. KREUZZUG“ wurde an der Außenmauer links vom Eingang zur Gedenkstätte angebracht. Die rund 70 Zentimeter großen Buchstaben sind dort weithin sichtbar.


Das Blog "Politisch korrekt" verlinkte hier eine Kurzmeldung der österreichischen Nachrichten über die fremdenfeindlichen Parolen. Worauf im Forum dieses Blogs bald die naheliegende Frage gestellt wurde:

Was mich wundert in der Fernsehmeldung: Der Spruch „WAS UNSEREN VÄTERN DER JUD IST FÜR UNS DIE MOSLEMBRUT SEID AUF DER HUT! 3. WELTKRIEG - 8. KREUZZUG“ wird als antisemitisch bezeichnet, aber nicht als islamfeindlich.


Unter den angebotenen Erklärungen dürfte diese die überzeugendste sein:

Der Sender befürchtet, wenn er beides erwähnt, einen Proteststurm zu ernten wie das Zentrum für Antisemitismusforschung, als es eine Konferenz "Feindbild Muslim – Feindbild Jude" veranstaltete, und lässt daher den Aspekt der Islamfeindlichkeit bei der Schmiererei aus.


Sobald wieder Plusgrade herrschen, soll eine Reinigungsfirma die Schmierereien an der KZ-Gedenkstätte entfernen. Vermutlich darf man sich schon darauf freuen, dass die üblichen Verdächtigen unter den Journalisten und Bloggern gegen diese Form von "Zensur" als "Appeasement", "Dhimmitude" und "Verstoß gegen die Meinungsfreiheit" zu Felde ziehen. In ähnlicher Weise hatten letzte Woche Blogs wie "Politically Incorrect" und Henryk Broders "Die Achse des Guten" mehrfach gegen die Entscheidung Großbritanniens polemisiert, dem rechtsradikalen Hetzer Geert Wilders schlicht die Einreise zu verweigern.

Nachvollziehbarer ist da schon eine Erklärung der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. Diese sieht

eine enge Verbindung von Antisemitismus und der Hetze gegen Muslime. Beide Phänomene würden in direkter Geistesverwandschaft stehen und dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Freitag, Februar 13, 2009

Muslime weniger gewaltbereit als Nicht-Muslime

Politisch korrekt berichtet über eine aktuelle Gallup-Studie, nach der alle eifernden Islamophoben eigentlich betreten ihr Haupt senken und sich in ihre Winkel zurückziehen müssten: In Berlin beispielsweise lehnen 94 Prozent der Muslime lehnen Gewalt als Mittel zur Durchsetzung von "noblen Zielen" ab, aber nur 75 Prozent der Nichtmuslime.

Natürlich passt diese Umfrage exakt zu der Linie der Islamophoben zwischen Henryk Broder und "Politically Incorrect": Während man einerseits über angeblich allzu schnell gewaltbereite Muslime wettert, erklärt man Gewalt selbst permanent als gerechtfertigt, um "noble Ziele" zu erreichen (Stichworte: Israel, Iran, Irak).

Was Israel jetzt tun muss, um Frieden herbeizuführen

Das amerikanische Magazin Newsweek stellt einen überzeugenden Vier-Schritte-Prozess vor.

Eine wirklich gute Talkshow zu diesem Thema gab es vor einigen Tagen auf Phoenix (runterscrollen zu 11.2.2009: Schicksalswahl in Israel – Was wird sich ändern?)