Dienstag, November 18, 2008

Läuft Israel bei Anti-Terror-Kampf in die Irre?

Wenn man das Vorgehen, mit dem sich die israelische Regierung gegen den Terror zu verteidigen vorgibt, mit moralischen Argumenten kritisiert, wird man unweigerlich bald als "Antisemit" angefeindet. Vielleicht kann jetzt eine für den Februar 2009 angekündigte Buchveröffentlichung dazu dienen, auch die Hardliner von ihrer derzeitigen Strategie abzubringen: Ami Pedahzur zufolge erzeugt Israels militantes Vorgehen nur immer mehr neuen Terror und immer mehr Tote – auch unter den Israelis.

Publishers Weekly bespricht das Buch so:

As the U.S. has grappled with the specter and reality of terrorism, American leaders have routinely consulted with Israel’s experts to fashion a similar offensive approach to extremists. But Israeli author Pedahzur (Violence: Defending Democracy) makes a compelling case for one inconvenient if underreported fact: Israel’s approach hasn’t worked. Dividing the potential responses to terrorism into four categories (defensive, reconciliatory, criminal -justice and war), the author tracks the development of an Israeli war model and demonstrates that rather than sending terrorists running, the approach “leads to an escalating cycle of terrorism,” citing many examples in which Israel’s elimination of threats has created the impetus for more violence. This book makes an excellent case that the war model “is flawed not only because it undermines civil liberties ... but also because it is simply unsuitable for the challenge of terrorism and causes the security establishment to deviate from dealing with other, more imminent threats.” While Pedahzur’s style leans toward the dryly academic, his insights are so well reasoned and relevant that the pages almost turn themselves.

Mittwoch, November 05, 2008

Auch Michael Moore ist happy

Michael Moores offener Brief an die Welt erklärt besser als vieles andere, was ich heute gelesen habe, was der Wechsel von Bush zu Obama für uns alle bedeutet.

Amerika hat einen neuen Präsidenten!

Seit heute Nacht ist Barack Obama der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Der erste ernstzunehmende schwarze Kandidat hat die Wahl mit einem Erdrutschsieg gewonnen.

Und die Menschen auf den Straßen von Washington, New York und vielen anderen Städten feiern mit einem Jubel, einer Begeisterung, wie ich sie zuletzt hier in Deutschland nach dem Fall der Mauer und dem Ende der DDR erlebt habe.

Trotz allen Unmenschlichkeiten des Ostblocks gab es auch einige westdeutsche Intellektuelle und Publizisten, die dieses System immer wieder verteidigt und unterstützt haben. So wie in den acht Jahren unter George W. Bush, unbenommen dessen Unmenschlichkeiten von Folterlagern bis zu einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, immer wieder deutsche Publizisten seine Herrschaft verteidigten und unterstützten: Henryk M. Broder und Michael Miersch von der ganz unironisch so bezeichneten "Achse des Guten", Josef Joffe von der "Zeit" ... Ich habe in den vergangenen Jahren hier auf diesem Blog immer wieder über diese Leute und ihre Unsäglichkeiten geschrieben. Auf dem rechtsextremen Internet-Blog "Politically Incorrect" konnte man noch vor wenigen Tagen lesen, wie sich die Schlinge um den Hals des schwarzen Präsidentschaftskandidaten "Barack Hussein (!) Obama" angeblich immer weiter zuziehen würde, diesen "Negermusel" und "linken Gutmenschen" ...

Die Wahlen in den USA haben gezeigt: Die meisten Menschen sind inzwischen besser als das, was man auf solchen Blogs lesen musste. Auch die deutschen Neokonservativen sind inzwischen im wahrsten Sinne des Wortes von gestern. Die Wahl Obamas stellt auch für ihre Ideologie eine schallende Ohrfeige dar. Sogar in den Vereinigten Staaten selbst halten nur noch 24 Prozent der Bevölkerung George W. Bush für einen guten Präsidenten. Wer immer in Deutschland diesen Präsidenten kritisierte, wurde von den genannten Personen als "antiamerikanisch" beschimpft, so wie jeder als "antisemitisch" beschimpft wurde, der das Handeln der israelischen Regierung kritisierte. Sind also inzwischen 76 Prozent der US-Bürger Antiamerikaner? All diese Rhetorik entpuppt sich jetzt endgültig als die heiße Luft, die sie schon immer war.

Auch Obama ist natürlich nicht der Messias. Ich habe beispielsweise auf seine fragwürdigen geschlechterpolitischen Ansichten immer wieder hingewiesen. Aber im Vergleich zu den schrecklichen Jahren unter George W. Bush ist Obama doch ein gewaltiger Schritt nach vorne. Es gibt heute auch für Deutschland Grund zum Feiern.