Donnerstag, Mai 08, 2008

Respekt, Micha Brumlik!

Nach Alan Posener findet jetzt auch mit Micha Brumlik ein Publizist, den ich früher milde kritisiert hatte, überraschend erfreuliche Worte zu Israel. Der ehemalige Leiter des Fritz-Bauer-Instituts für Holocaustforschung widerspricht heute in einem Beitrag für die "taz" der beliebten Aufteilung des Nahen Ostens in wilde Araber und edle Israelis:

Der nach dem UN-Teilungsbeschluss eindeutig völkerrechtswidrige Angriff der arabischen Staaten bot Israel schließlich nicht nur die Chance, ein verteidigbares, zusammenhängendes Staatsgebiet zu erobern, sondern auch, 700.000 palästinensische Araber zu vertreiben und sich ihres zurückgelassenen Eigentums zu bemächtigen. Zumal die neuere israelische Forschung hat nachweisen können, dass diese Vertreibung zwar nicht zentral geplant, wohl aber dezentral gezielt exekutiert sowie schließlich - von Regierungsseite, zentral - mit einem Rückkehrverbot für Flüchtlinge besiegelt wurde. Es ist unwahrscheinlich, dass ohne eine wenigstens symbolische Berücksichtigung dieses Unrechts der Friedensprozess auch nur eine Chance hat. So entscheidend die materielle Ökonomie ist, so sehr rächt sich die Vernachlässigung der moralischen Ökonomie.

Islamophobie als Türöffner zur kritiklosen Pro-Israel-Haltung?

Seit einigen Jahren fragen sich viele, warum Publizisten, die sich in der Vergangenheit durch sehr überzeugende Texte gegen Fremdenfeindlichkeit ausgezeichnet hatten, inzwischen Ressentiments gegen Muslime schüren wie nicht ganz gescheit. Jetzt gibt es dazu eine treffende Erklärung:

Die Israel-Lobby hierzulande, wenn es sie denn gibt, ist kaum als eine homogene Gruppe zu betrachten. Sie hat mehrere Gesichter, und diese unterscheiden sich durchaus von der amerikanischen Physiognomie der Lobby. Die wirkliche Auseinandersetzung mit der Politik Israels hat in ihrer deutschen Propaganda keineswegs die Hauptrolle, eher spielt man über die Bande der Islamfurcht und der deutsch-amerikanischen Freundschaft – dabei soll dann die Pro-Israel-Haltung gleichsam zwanglos herausspringen. So, wie in den Vereinigten Staaten jüdische Neokonservative und protestantisch-evangelikale Armageddon-Gläubige in der Lobby ein prekäres Bündnis eingegangen sind, so ist in Deutschland der Bogen weit gespannt: von der links-extremen Jungle World, der Zeitschrift Konkret und der „antideutschen“ Linken bis zu den seriösen Atlantikern in den Zeitungen des Axel-Springer-Verlags. Publizistisch kommen noch die Blogger der „Achse des Guten“ dazu, schließlich, am unteren Ende des Diskussionsniveaus, die Internetseite „Politically Incorrect“, die sich nach eigenen Angaben als „proamerikanisch“ und „proisraelisch“ versteht.


Dass von der antideutschen Zeitschrift "konkret" zu den rechtsextremen Inhalten des Blogs "Politically Incorrect" eine klare Linie verläuft: Es war höchste Zeit, das einmal so klar zu formulieren.

Hier findet man den vollständigen Artikel.

Freitag, Mai 02, 2008

Über 100 prominente britische Juden sagen: Wir feiern Israels Geburtstag nicht

Wir können nicht den Geburtstag eines Staates feiern, der auf Terrorismus, Massakern und der Enteignung des Landes eines anderen Volkes begründet ist. Wir können nicht den Geburtstag eines Staates feiern, der auch jetzt noch ethnische Säuberungen betreibt, der internationales Recht verletzt, der eine ungeheuerliche Kollektivstrafe über die Zivilbevölkerung von Gaza verhängt und der weiter die Menschrechte und nationalen Bestrebungen der Palästinenser verneint. Wir werden feiern, wenn Araber und Juden als Gleiche in einem friedlichen Mittleren Osten leben.


Hier gibt es die Erklärung, die am 30. April im britischen "Guardian" veröffentlicht wurde, im deutschen Volltext.