Dienstag, April 17, 2007

Muslime rein – in TV-Serien

Die Islamische Zeitung interviewte gestern die Journalistin Julia Gerlach, die durch ihr Buch „Zwischen Pop und Dschihad“ über muslimische Jugendliche bekannt wurde. Gerlach wird unter anderem dazu befragt, welche Maßnahmen sie für ein friedliches Zusammenleben als sinnvoll erachtet. Sie antwortet:

Medien spielen im gesellschaftlichen Bild über den Islam eine ganz wesentliche Rolle, deshalb können die gut genutzt werden. Mit Serien wie „Türkisch für Anfänger“ wurde ein sehr positiver Anfang gemacht. Das sind Vorabend-Serien, die man sich nebenbei angucken kann. Da geht es nicht um den Terroristen oder den gefährlichen Islamisten, sondern um den Muslim um die Ecke. Es geht um Normalität, und genau die ist gefordert. Ziel ist, dass Migranten und Muslime irgendwann zum Alltag gehören, ihre Zugehörigkeit zur deutschen Gesellschaft irgendwann gar nicht mehr in Frage gestellt wird. Persönlicher Austausch, Sprache und Kommunikation sind der Schlüssel zu mehr Integration. Es sollte normal sein, sich zu unterhalten, ohne erst kompliziert zu einer Dialogveranstaltung zu gehen. Was wir brauchen, ist ein bisschen mehr Gelassenheit, so kann Angst abgebaut werden und – davon bin ich überzeugt – im Endergebnis ist dies die beste Anti-Terrorstrategie.


Vor anderthalb Jahren hatte ich eine sehr ähnliche Einschätzung in menem Interview mit dem Muslimmarkt abgegeben:

Die Amis haben manchmal eine Methode der subtilen Integration von Minderheiten in der öffentlichen Wahrnehmung, die ich ganz ansprechend finde. Und zwar landen Muslime und Juden bei ihnen oft als Haupt- oder Nebenfiguren in Comic- oder TV-Serien, die über einen gewissen Kultcharakter bei einem großen Publikum verfügen. Beispielsweise hatten wir in den letzten Jahren ein afghanisches Mädchen als Mitglied der „X-Men“, den Iraki Sayid Jarrah als einen der Verschollenen von „Lost“, einen jüdischen Anwalt in „Picket Fences“, einen jüdischen Lehrer in „Boston Public“ und die jüdische Familie Cohen in „O.C.“. Da kann man jetzt drüber lächeln und das als trivial abtun, aber hierzulande finde ich sowas nur selten und wenn, dann verkrampft-pädagogisch wie in der „Lindenstraße“. Ich glaube, dass solche vermeintlich trivialen, fiktiven Texte das Bewusstsein der Menschen mehr prägen als noch so viel gutgemeinte Aufklärung.


Ob man die Deutschen mit einem muslismischen „Tatort“-Kommissar überfordern würde? Immerhin scheint Mehmet Kurtulus bereits in den Startlöchern zu stehen.