Dienstag, April 10, 2007

Blogger fassungslos: Henryk M. Broder schreibt nicht-rassistischen Artikel

Was ist denn jetzt passiert? Henryk Broder hat für den SPIEGEL einen Beitrag geschrieben, der wie das Blog Citronengras verblüfft feststellt, „nicht nur Damphammer-Polemik enthält, sondern auch Informationen“. In der Tat läuft schon der Titel des Beitrags - „Muslime, keine Monster“ - den bisherigen Veröffentlichungen Broders in irritierender Weise entgegen.

„Dat soll Broder sein?“ fragt sich auch der Autor des Blogs ”Tief”:

Statt des diffusen Bildes des wild gewordenen Arabers, das Broder so gerne zeichnet, lässt er tatsächlich welche zu Wort kommen. Und nicht nur mit dem sonst von ihm in jedem Artikel zitierten Satz: "Ihr liebt das Leben, wir den Tod". (...) Hat der Broder etwa mal was verstanden?


Auch Citronengras spekuliert, was hier geschehen sein könnte:

Man fragt sich, wie es sein kann, dass Broder einen für seine Verhältnisse erstaunlich liberal klingenden Text verfasst, während er als Publizist und Kommentator sonst üblicherweise nichts anderes vorbringt als die üblichen, mehrfach wiederholten und oft falschen oder maßlos übertrieben Pseudo-Belege für die Boshaftigkeit und Unzivilisiertheit des Islam als Ganzem. (...) Vorstellbar ist, dass Broder sich durchaus bewusst ist, dass er, und der SPIEGEL insgesamt in letzter Zeit einige Grenzen des guten Geschmacks überschritten haben, mit rassistischen Titelbildern, Verschwörungstheorien von muslimischer Unterwanderung des Rechtstaats und allzu offensichtlichen Anbiederungen an die rechtsextreme Blogszene um PI und Co.


Auch ich bin überrascht. Ich hätte erwartet, dass dem Zauberlehrling Broder erst dann allmählich klar wird, welche Geister er immer wieder beschworen hat, wenn in Deutschland die ersten Moscheen zu brennen beginnen. Aber vielleicht missfällt ihm ja wirklich nur die negative Publicity, die seine Verbrüderung mit der erwähnten Szene inzwischen erhalten hat? Jedenfalls darf man in der Tat gespannt sein, ob Broder noch weiter zurückrudert oder bei Halbherzigkeiten stehenbleibt.