Donnerstag, März 22, 2007

„Skandale, die keine sind“

Na guck, auch der ”Kölner Stadtanzeiger” hat es gefressen:

Die juristische Fehleinschätzung, überdies unvereinbar mit unserem Rechtssystem, ist inzwischen über einen Befangenheitsantrag ohnehin vom Tisch. Aus diesem Fall auf eine Unterwanderung der Justiz durch islamistische Kräfte zu schließen, wie es Alice Schwarzer tut, ist absurd. Und wenn die SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün eine „hochgefährliche Entwicklung“ hin zu einer Parallelgesellschaft befürchtet, ahnt jeder, wer die nächste Runde bei Beckmann, Kerner oder Christiansen bevölkern wird. Denn nur mit maßlosen Übertreibungen (...) verschafft man sich heute Gehör.


Dito die FAZ:

Innerhalb weniger Tage ist aus dem kritikwürdigen Rückgriff einer Frankfurter Familienrichterin auf den Koran ein Medienhype geworden. Rund um die Justizgebäude wurden Dutzende von Journalisten und Teams gesichtet, alle auf der Jagd nach Stellungnahmen, Erklärungen und Schuldigen. Sender richteten Parabolantennen aus, und ein Fotograf arrangierte vor dem Schild des Amtsgerichts eine Kollegin, die einen aufgeschlagenen Koran vors Gesicht hielt: Justiz nicht mehr blind, sondern islamgläubig. Das Internet findet innerhalb von 0,26 Sekunden 250 Einträge für „Richterin Koran“. Die Empörung ist groß und allgemein. Bei der Staatsanwaltschaft sind zahlreiche Strafanzeigen eingetroffen, die Richterin wegen Rechtsbeugung oder anderer Delikte zu verfolgen. Daraus wird nichts werden. Die erfahrene Familienrichterin hat, so stellte sich der Fall jedenfalls der Staatsanwaltschaft dar, keine Straftat begangen. Sie hat auch nicht, wie ihr das eine fette Schlagzeile unterstellt, Prügel in der Ehe „erlaubt“.


Eigentlich unfassbar, dass eine Handvoll Hassprediger schon ausreicht, um halb Deutschland besoffen zu quatschen, was die „islamische Bedrohung unserer Gesellschaft“ angeht.

Und auch die “Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ befindet:

Eine deutsche Amtsrichterin fällt ein Urteil. Zugegeben: ein schrecklich dämliches. Aber: Rechtfertigt das die teils hysterischen Kommentare? Soll der Koran offiziell über das Grundgesetz gestellt werden? Droht gar ein islamistischer Staatsstreich? Hinter so mancher Reaktion steckt tiefe Islam-Phobie und mangelndes demokratisches Selbstbewusstsein. Da spricht eine einzige Richterin töricht Recht - und so mancher Politiker und Publizist tut so, als wäre der deutsche Justizapparat von El-Kaida-Sympathisanten unterwandert. Dabei ist der Fall doch einfach: In Deutschland darf kein Mann seine Frau schlagen. Moslems unter Generalverdacht zu stellen - das hat schon was von Rassismus.


Na guck: Gib ihnen ein paar Monate, und einige Leute wachen tatsächlich auf. Bislang erkannten nur dezidiert linke Zeitungen wie das „Neue Deutschland“, die „junge welt“ und die „taz“, dass zum Islam mittlerweile einiges an Rassismus verbreitet wird.