Dienstag, März 27, 2007

„Immer mehr“

Die meisten anderen Medien schlafen noch tief und fest, wenn es um die aktuelle Fremdenfeindlichkeit in Deutschland geht. Insofern muss ich schon wieder die „taz“ zitieren, die sich in einem aktuellen Artikel der Stimmungsmache im SPIEGEL widmet:

Irgendwie ändern sich die Zeiten, aber eigentlich bleibt doch alles, wie es ist. Vor zehn Jahren malte der Spiegel unter dem Titel "Gefährlich fremd" die Schrecken der Multikulti-Gesellschaft in knalligen Farben aufs Cover. Vor 15 Jahren war das Boot auf dem Spiegel-Titel "voll" und wir mussten uns der anstürmenden Asylantenmassen erwehren. Heute droht "Mekka Deutschland", denn auf leisen Sohlen unterwandern Islamisten die Republik. Erst Flüchtlinge, dann Ausländer, jetzt Muslime. Immer geht es gegen die Fremden, die Anderen, die uns irgendwie bedrohen. So ändern sich die Feindbilder und bleiben sich doch gleich.


Der Artikel ist insgesamt lesenswert.

Indessen erreicht die Agitation gegen diejenigen, die sich dem neuen Rassismustrend noch entgegenstellen, problemlos Stürmer-Niveau. Und die Mitglieder der Berliner Ahmadiyya-Gemeinde bewachen ihre Moschee-Baustelle jetzt aus Angst vor neuen Brandanschlägen selbst, erfahren wir aus der “Berliner Zeitung“:

In dem Viertel kursieren Gerüchte, die Ahmadiyya-Gemeinde kaufe weitere Grundstücke in Heinersdorf und errichte neben der Moschee ein Kongresszentrum und eine Koranschule. Anwohner erzählen, man müsse den "Siegeszug des Islam in Heinersdorf aufhalten". "Nichts von all dem ist wahr", sagt Imam Tariq: Etwa 200 Mitglieder nutzen die Moschee, der Imam predigt auf Deutsch, auch Nicht-Muslime sind willkommen. Innenverwaltung und Verfassungsschutz haben die Ahmadiyya-Gemeinde überprüft. Nicht eine Behörde meldet Bedenken an.


Berlin ist offenbar kein Einzelfall, wenn es um sehr offensive Anfeindungen durch Moscheegegner geht. Hierzu meldet der “Tagesspiegel“:

So hätten Ahmadiyya-Gegner in Hannover über Nacht auf einer Baustelle Holzkreuze errichtet, auf denen zu lesen war: „Diese Erde ist Deutsch.“ Auch in Berlin ist aus Sicht von Hübsch – der übrigens wie viele Gemeindemitglieder Deutscher ist – zu befürchten, dass es weitere „Kurzschlussreaktionen“ von Muslimfeinden gibt, die sich angesichts des wachsenden Rechtsextremismus und der von Hübsch beklagten „Hetze gegen Muslime“ in vielen Medien angestachelt fühlen könnten.