Mittwoch, Januar 17, 2007

„So weit wie Broder gehen selbst ganz wilde Rassisten nicht.“

Was ist eigentlich so verwerflich und so verheerend an Broders Auslassungen, dass sie in Blogs wie diesem zum Dauerthmea werden? Das erläutert Knut Mellenthin heute in einer äußerst gründlichen und mehr als billanten Analyse. Klare Leseempfehlung. Wenn es je einen Reader zur neuen Ausländerfeindlichkeit in Deutschland geben wird, gehört dieser Text hinein. Ein Auszug:

Die freundliche Aufnahme, die Broders Buch bei den meisten Medien gefunden hat, bestätigt diesen Befund. Hier und da schieße der Autor ein bißchen übers Ziel hinaus, räumen viele Rezensenten ein, aber das sei doch gerade das Lustige, Unterhaltsame. Die systematische Verbreitung von Ressentiments wird von meinungsbildenden Teilen der deutschen Gesellschaft geschmäcklerisch konsumiert. (...) »Political Incorrectness«, das Spiel mit rassistischen Klischees, steht in Deutschland wieder hoch im Kurs. Kaum jemand wagt in den Mainstream-Medien noch einzuwenden, daß das Verbreiten von Ressentiments schlichtweg unanständig und übrigens auch denkbar unintellektuell ist.


Und genau deshalb ist eine Gegenöffentlichkeit gegen diesen Rassismus im Internet dringend notwendig – genau jene Gegenöffentlichkeit, die Broder allzu gerne abgeschafft sehen würde. Wobei die Ironie in der Sache darin liegt, dass ihm genau dieses gründlich misslingt: Sein Plädoyer, dass die Meinungsfreiheit gefälligst nur einer Elite von 200 Leuten überlassen bleiben sollte, erntete eine lange Reihe Antworten von Lesern, die sich eben nicht den Mund verbieten lassen wollen. Und der Abschlusskommentar zu Broders Beitrag lautet:

Es ist der lächerlichste, populistischste Artikel, den ich seit Ewigkeiten gelesen habe. Er entbehrt jeglicher akademischer Realität und offenbart nur den widerlichen Narzissmus eines Broders, der, wenn er mit der Realität konfrontiert wird, nichts von seinem Schein übrig lässt. (...) Dass ausgerechnet der bekennende Anti-Anti-Semit Broder mit faschistischen Metaphern wie Vertikalgesellschaft herumexperimentiert, zeigt, dass er jeden Scheißehaufen vom Boden heben würde, um ein wenig Aufmerksamkeit zu erhaschen.


Und viele Medienmacher spielen dankbar mit. Manche sicherlich weil sie, wie Mellenthin andeutet, mit Broders Rassismen durchaus sympathisieren. Für andere mag es in einem Zeitalter, in dem die allermeisten Tabus schon längst gebrochen ist, schlicht nichts Faszinierenderes geben als einen Mann, der selbstverloren vor aller Augen mit Scheiße spielt.

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