Samstag, Januar 06, 2007

Jimmy Carter: Schluss mit der Apartheid in Israel!

Die taz berichtet:

Expräsident Jimmy Carter hat ein Buch über den israelisch-palästinensischen Konflikt geschrieben, in dem er die Zwangstrennung in den besetzten Gebieten mit der Apartheidpolitik Südafrikas vergleicht. Darüber ist ein Streit entbrannt, der den jüdischen Einfluss in den USA thematisiert


„Jüdischer Einfluss in den USA“? Ich ahne schon, an welche Zeitung der nächste Antisemitismusvorwurf geht.

In dem Getöse wird Carter - immerhin der erste US-Bundespolitiker, der sich 1970 gegen die Rassentrennung aussprach, der seit 2002 Träger des Friedensnobelpreises ist und zudem der Architekt des ersten Friedensabkommens im Nahen Ostens war - nun öffentlich als Rassist und Antisemit beschimpft.


Klar. Du kritisierst Apartheid, und du bekommst Beifall. Du kritisierst Apartheid in Israel, und du bekommst Ärger.

Damit greift Carter auf eine Definition von Apartheid zurück, der sich schon Südafrikas Präsident Nelson Mandela, Bischof Desmond Tutu und andere im Hinblick auf die Palästinenser bedient haben, sekundiert die Politologin Phyllis Bennis vom Washingtoner Institute for Policy Studies. Bennis führt zudem aus, dass die UN bereits 1973 ein entsprechendes internationales Abkommen gegen "Verbrechen der Apartheid" verabschiedet hätten, um sicherzustellen, dass das System der Unterdrückung und Diskriminierung einer Gruppe durch eine andere überall auf der Welt illegal sei. Überhaupt geht Carter, der mit seinem Buch "Fakten präsentieren" wollte, die in den USA "nie in den Presseberichten auftauchen", in seiner Kritik nicht über das hinaus, was seinerzeit von Israels Premier Jitzhak Rabin oder von israelischen Historikern öffentlich eingeräumt wurde, nämlich die staatliche Diskriminierung israelischer Araber und Palästinenser sowie ethnische Säuberungen bei der Gründung des Staates Israel.


Ethnische Säuberungen? Hui. Da seh ich doch schon bei einigen Leuten den Schaum vor dem Mund stehen.

Der Artikel geht weiter mit einigen interessanten Beobachtungen über den Versuch, ein Meinungstabu zu errichten – und dessen Scheitern. Lesenswert. Ich freue mich schon auf eine deutsche Übersetzung von Carters Buch. Dann wird von Leuten, die nicht einmal träumen dürften, in derselben Liga wie Carter zu spielen, einiges Getöse zu hören sein.

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