Freitag, Januar 12, 2007

"Doof wie Broder"

Ich muss hier mal eines vorausschicken: Ich suche nicht bewusst nach Artikeln, die diesen seltsamen Gesellen immer wieder entblößen. Tatsächlich habe ich heute zum dritten Mal hintereinander eine Lesermail geblockt, die ein wenig über das HB-Männchen ablästern wollte. Aber wenn man nur ein wenig durchs Netz surft, entdeckt man immer wieder Sachen, bei denen man sich denkt: Scheiße, das ist so bizarr, das muss man wirklich bloggen.

Aktuell hat Stefan Niggemeier, einer der Journalisten hinter Bildblog, einen leidlich lesenswerten Artikel mit obiger wortspielerischer Überschrift in sein privates Blog aufgenommen, der aber vor allem viele interessante Kommentare erhalten hat. Zum Beispiel diesen:

Interessant, dass gerade H.M. Broder sich darüber beklagt, dass jeder seinen Müll im Web ablassen könne. Er bedient sich selbst in seinen alarmistischen Warnungen vor einem nebulösen islamischen Kulturimperialismus gerne aus dem reichhaltigen Fundus an Dolchstoßlegenden bekannter islamophob-rechtsextremer Blogs wie PI. Ein Beispiel: PI bringt eine Story, nach der in Oberösterreich zwei islamische Mütter gegen die Verwendung von Pluszeichen protestieren, weil sie dem christlichen Kreuz ähneln. Dabei beruft sich PI auf eine ominöse Pressemeldung, die drei Kilometer gegen den Wind als Ente zu enttarnen ist. Offenbar eine Kolumne, keine Detailangaben zu Ort oder Zeit, drei Ausrufezeichen zur Untermauerung einer Aussage und vor allem: Trotz intensiver Suchmaschinenrecherche findet man keine weiteren Quellen außer den einschlägigen PI-treuen Weblogs und Foren, die diese Nachricht genüßlich ausschlachten. Zumindest darf man also Zweifel an dem Wahrheitsgehalt der Meldung haben. Und was macht Henryk M. Broder? Bedient seine Klientel, indem er dieses hübsche Geschichtchen in einem - wohl als Polemik verstanden wissen wollenden - SpOn-Artikel als Beispiel für die islamische/islamistische (Broder macht da eher selten einen Unterschied) Unterminierung unserer Kultur einbaut - zu Ehren des Spiegel-Geburtstages. Wasser predigen und Wein saufen. Das sind meiner Meinung nach die Momente, in denen sich der klassische Journalismus selber auffrisst. Fast wie die Kannibalen.


(Das alles ist im Original mit den entsprechenden Links versehen.)

Womit sehr gut beschrieben wurde, warum dieses Thema so relevant ist: Diese Kette von rassistischen Spinnereien hinein in die Redaktion (nicht nur) des SPIEGEL halte ich durchaus für ein journalistisches Problem.

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