Montag, November 20, 2006

Ganz schön schizophrene Blogroll ...

„Du bist für viele bestimmt nicht leicht in eine Schublade zu stecken“ sagte neulich ein Kumpel zu mir. „So arg viele linksextreme, rechtsradikale Männerrechtler, die Frauenprojekte unterstützen und für männliche und weibliche Jungfrauen genauso eintreten wie für die sexuelle Befreiung gibt es wohl nicht.“ Und damit hatte er noch nicht mal Parapsychologie oder den Islam erwähnt.

Wie Stammleser vielleicht bemerkt haben, bin ich seit einigen Wochen dabei, meine Blogs zu überarbeiten. Vernünftige Überschriften für die einzelnen Beiträge statt bloßer (und gelegentlich falscher) Datumsangaben, ein Sitemeter wurde installiert (was zu einer spontanen Einstellung meines neuesten Blogs „Planet Sex“ wegen unterirdischer Zugriffszahlen führte), eine häufigere Frequenz aktueller Einträge und so weiter. Am meisten Schwierigkeiten machte mir die Einrichtung einer vernünftigen Blogroll. Es gibt nur äußerst wenige Blogs, mit denen ich komplett und vollinhaltlich übereinstimme (gut, „Genderama“ ist vielleicht eine Ausnahme), aber viele Blogs mit ganz unterschiedlichen Ansätzen, die ich mit Interesse lese. Das führt nun zu einer Blogroll, die ein bisschen sehr ungewöhnlich ist, weil sich darauf zahlreiche Positionen wiederfinden, die untereinander spinnefeind sind. Neocons haben normalerweise neokonservative Blogs in ihrer Liste, Liberale bevorzugen freiheitliche Blogs – nur hier geht mal wieder alles von ganz links bis ganz rechts, kreuz und quer, drunter und drüber.

Ein gutes Beispiel ist sicher, dass „Weapons of Modern Democracy“ in dieser Blogroll auftaucht. Sicher, viele Beiträge dort sind nicht sehr geistreich, aber andere sind lesenswert, zumal es sich immer wieder um Positionen handelt, die in den deutschen Medien eher Randerscheinungen sind. Und ein wirklich dummer Beitrag erhält auch schnell die passenden Kommentare: Leute wie „melancholicus“ sind dort wirklich eine Freude zu lesen. Schließlich hat es noch nie geschadet, sich auch mal mit Gegenpositionen auseinanderzusetzen. Ähnlich sieht es mit vielen anderen Blogs aus. Die Grenze ziehe ich nur bei einem offenkundig schlechten Stil (was natürlich wieder eine subjektive Bewertung bedeutet). So hat jetzt jeder die Möglichkeit, auf dem Marktplatz der Meinungen ein paar Früchte kennenzulernen, die bei ihm nicht sowieso schon täglich auf den Tisch kommen. Guten Appetit!