Samstag, August 12, 2006

noch 12. August

Günter Grass war also in der Waffen-SS – und Frank Schirrmacher liefert zu diesem Bekenntnis einen einsichtsvollen Kommentar :

„(W)äre die Debatte nicht wahrhaftiger gewesen, wenn man gewußt hätte, daß aus einem verblendeten Mitglied der Waffen-SS (so stellt Grass selber sich dar), einem der Jugendlichen, die da lagen, einer wie er hätte werden können - nicht nur ein Verteidiger, ein Protagonist von Freiheit und Demokratie? (...) Als vor einigen Jahren bekannt wurde, daß der Romanist Hans Robert Jauß mit achtzehn in die Waffen-SS eingetreten war, beschädigte dies irreversibel sein wissenschaftliches Renommee. Damals hätte eine erklärende Stimme gutgetan. Keine, die beschönigt, was die SS gewesen ist, sondern eine, die klarmacht, daß kaum jemand für sich als Siebzehn- oder Achtzehnjährigen garantieren kann. Es geht nicht, schon gar nicht im Jahre 2006, um Schuldzuweisungen, sondern um jenes Gran von Skepsis und Selbstverunsicherung, die einem beibringen, daß das Leben kein Hollywood-Film ist, in dem man immer auf seiten der Guten das Kino verläßt.“

Aufschlussreich sind auch die (bislang) drei Kommentare unter Schirrmachers Artikel. Einige scheinen jetzt eine günstige Gelegenheit gefunden zu haben, ihr Hühnchen mit Grass zu rupfen. Und es ist recht offensichtlich, dass sie nicht wegen seiner Taten als 17jähriger die Hasskappe aufhaben, sondern wegen seiner moralischen Appelle all die Jahrzehnte danach.