Mittwoch, März 15, 2006

15. März 2006

Morgen beginnt sie also, die Leipziger Buchmesse. Mit zu Gast: die nationalkonservative Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT. Gegen heftigen Widerstand der Leipziger Messeleitung. Nicht weil die JF gewaltverherrlichend sei, sondern weil gewaltsame Randale GEGEN die JF von Linksradikalen erwartet wurde. (Ich habe in diesem Blog ausführlich darüber berichtet.) Da hat es sich die JF nicht nehmen lassen, zu diesem Anlass ein Schwerpunktthema „Pressefreiheit in Gefahr“ zu veröffentlichen, das sie auch online gestellt hat. Klicken Sie doch mal rein – meine Lieblingsbeiträge sind die Dokumentation über die bisherigen bitteren Erfahrungen der JF mit gewalttätigen Attacken von radikalen Linken und obrigkeitshörig kuschenden Mitläufern unseres gesellschaftlichen Mainstreams, das Interview mit dem Satiriker und TITANIC-Gründer Eckhard Henscheid (ein linksliberaler Tabubrecher und damit mein Verwandter im Geiste) und nicht zuletzt das Interview mit meinem Verleger Götz Kubitschek. (Ehrlich, das ist auch sehr lesenswert, das schreib ich nicht nur aus Loyalität ...)

Natürlich kann man soviel Aufmüpfigkeit einer „rechten“ Zeitung nicht einfach so durchgehen lassen. Deshalb hat das NDR-Medienmagazin ZAPP schon mal einen Beitrag angedroht, der die gewaltbereiten linken Schlägertrupps offenbar noch einmal richtig motivieren soll. Orwellscherweise ist der ZAPP-Beitrag betitelt mit „Attacken von Rechts“ (Attacken kommen in Deutschland IMMER von rechts, genau so wie Gewalt grundsätzlich männlich ist), und wenn man die Inhaltsangabe liest, weiß man schon, wohin die Reise geht: „Bei der Leipziger Buchmesse wird in dieser Woche eine im Untertitel harmlos klingende `Wochenzeitung für Kultur und Politik´ einen Stand aufbauen: die `Junge Freiheit´. Für Experten ist das Blatt dagegen der Wolf im Schafspelz: Nicht selten würden Artikel rechtsextremes Gedankengut transportieren, regelmäßig tauchte die `Junge Freiheit´ zudem in Verfassungsschutzberichten auf. Die Verantwortlichen der Buchmesse versuchten den Auftritt der `Jungen Freiheit´ zu verhindern - offiziell aus Angst vor linken Krawallmachern. Mit einer geschickten PR-Kampagne im Namen der Pressefreiheit schaffte es die Zeitung, doch als Aussteller zugelassen zu werden. Die `Junge Freiheit´ arbeitet systematisch an einem unverdächtigen Image. Hochrangigen Persönlichkeiten - auch aus der SPD - geben der Zeitung regelmäßig Interviews und machen sie damit hoffähig. Zapp ist es gelungen, einen Blick hinter die Kulissen dieser hoch umstrittenen Zeitung zu werfen. Sendetermin: NDR, 15.03.2006, 23.00 Uhr.“

Na, da sag ich doch mal hier in meinem im Obertitel harmlos klingenden Blog „Hinter meinem Schreibtisch“, das bestimmt auch irgendwelche Experten für den „Wolf im Schafspelz“ halten, auch wenn es unerklärlicherweise noch in keinem einzigen Verfassungsschutzbericht aufgetaucht ist, obwohl ich doch nun wahrlich nicht an einem unverdächtigen Image arbeite: Was soll das ganze Geschwurbel eigentlich?! Eine obskure Andeutung wird an die andere gereiht, nichts führt irgendwo hin, Wichtiges wird komplett ausgelassen (etwa dass das Bundesverfassungsgericht die Bewertung der JF als rechtsextrem und ihre Beobachtung durch den rot-grünen Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen untersagt hat). Bringt eine Zeitung rechtsradikalen Mist, sagt man zu Recht, sie sei missraten. Bringt sie aber keinen, dann wird ihr gerade daraus ein Strick gedreht, dass sie an einem „unverdächtigen Image“ arbeite. „Ja“ scheint uns der NDR zwischen den Zeilen warnen zu wollen, „dass Sie beim Lesen dieser Zeitung nichts Rechtsradikales finden, ist ja gerade das besonders Perfide, denn auf einmal, schwuppdiwupp, hat sie eine größere Auflage als die BILD-Zeitung und sobald das erreicht ist, schreibt sie eines Morgens urplötzlich `Juden ins Gas! Weltkrieg, aber dalli!!´ --- und was machen wir DANN? Ja, dann gucken wir nämlich wieder blöd aus der Wäsche! Weiß man doch, wie das mit allem endet, was nicht links ist! Es gibt nichts Heimtückischeres als hoffähige rechte Zeitungen mit einem unverdächtigen Image!“

Wer heute abend lieber etwas Geistvolles im Fernsehen schauen möchte: Auf Kabel 1 beginnt die auf Tatsachen beruhende Mystey-Serie „Medium“, die ich als Medien-Wissenschaftler nicht nur wegen Patricia Arquette in der Hauptrolle gerne sehen werde.